gms | German Medical Science

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Wie beurteilen AllgemeinmedizinerInnen die Nationalen VersorgungsLeitlinien? Ergebnisse einer qualitativen Evaluation

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sabine Schwarz - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland
  • Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland
  • Susanne Gabriele Schorr - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland
  • Inga König - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland
  • Claudia Schumacher - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland
  • Katrin Krüger - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland
  • Christian Thomeczek - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland
  • Martin Härter - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Deutschland; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV51-02

doi: 10.3205/19degam089, urn:nbn:de:0183-19degam0897

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Schwarz et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Leitlinien sollen die Versorgungsqualität verbessern. Eine mangelnde Praxistauglichkeit im Behandlungsalltag kann ihrer Anwendung aber entgegenstehen. Um die Leitlinienumsetzung und die partizipative Entscheidungsfindung zu fördern, werden im Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien (NVL) verschiedene Leitlinienformate nach höchsten methodischen Ansprüchen entwickelt. Hierzu gehören u. a. Langfassungen, Kurzfassungen, Patienteninformationen sowie Artikel im Deutschen Ärzteblatt (DÄ) und CME-Fortbildungen zu den Leitlinieninhalten.

Fragestellung: Wie werden die NVL-Formate beurteilt? Welche NVL-Angebote sind praxistauglich?

Methoden: Von August bis Oktober 2018 erfolgten im Rahmen einer Evaluation des NVL-Programms 47 telefonische Leitfadeninterviews. Dafür haben wir NVL-Materialien vor dem Einzelgespräch an die Teilnehmenden geschickt. Alle Audiomitschnitte wurden transkribiert. Bislang liegt die Auswertung von 27 Interviews zur NVL Kreuzschmerz und Herzinsuffizienz (davon 16 AllgemeinmedizinerInnen) vor.

Ergebnisse: Die AllgemeinmedizinerInnen waren meist Frauen (63%) und durchschnittlich 46 Jahre alt. Es waren 63% ambulant und 38% in Landgemeinden oder Kleinstädten tätig. Als positive Aspekte nannten sie u. a. die ansprechende und übersichtliche Gestaltung der NVL-Materialien sowie die Patienteninformationen, welche teilweise noch unbekannt waren. Wenige ÄrztInnen äußerten Kritik an Leitlinieninhalten und Begrifflichkeiten. 88% beurteilten die NVL als glaubwürdig und transparent. Als Gründe nannten sie die Quellenangaben, die Methodik und die Beteiligung der DEGAM an der NVL-Erstellung. 81% verwendeten die zugeschickte Langfassung oder könnten sich vorstellen diese zu nutzen. Sie wird für Zusatzinformationen oder spezifische Fragestellungen herangezogen. Mehr als die Hälfte bewertete die – als sehr umfangreich eingeschätzte – Kurzfassung als hilfreich. Der DÄ-Artikel als Implementierungsmaterial weckte bei 69% das Interesse, die NVL zu lesen. Fast 70% der AllgemeinmedizinerInnen könnten sich vorstellen, an einer CME-Fortbildung teilzunehmen.

Diskussion: AllgemeinmedizinerInnen schätzen die NVL größtenteils als praxistauglich ein. Jedoch bleibt Verbesserungspotenzial, z. B. bei der Kurzfassung.

Take Home Message für die Praxis: NVL gibt es in verschiedenen Formaten und sind frei verfügbar unter: https://www.leitlinien.de/. Rückmeldungen aus der Praxis helfen, die NVL noch stärker an die Nutzerbedürfnisse anzupassen.