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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Unterschiede zwischen selbstberichteter und gemessener Body Mass Index-Kategorie: eine systematische Übersicht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Romy Freigang - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
  • Anne-Kathrin Geier - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
  • Gordian Schmid - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
  • Thomas Frese - Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg, Institut für Allgemeinmedizin, Halle, Deutschland
  • Susanne Unverzagt - Universität Leipzig, Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland; Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg, Institut für Allgemeinmedizin, Halle, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV41-02

doi: 10.3205/19degam069, urn:nbn:de:0183-19degam0691

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Freigang et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Übergewicht und Adipositas sind weltweit ein wachsendes Gesundheitsproblem und führen durch ihre Folgeerkrankungen zu erheblichen Belastungen für das Individuum und die Gesundheitssysteme.

Fragestellung: Unsere systematische Übersicht untersucht, inwieweit Menschen ihre BMI-Kategorie richtig einschätzen, ob Abweichungen Über- oder Unterschätzungen sind und welche Personengruppen eine gute bzw. weniger gute Gewichtswahrnehmung aufweisen.

Methoden: Es wurden eine systematische Literaturrecherche und Metaanalysen für Prävalenzen von realistischen, Unter- und Überschätzungen des Gewichtes durchgeführt. Diese ergaben sich aus dem Vergleich der Selbsteinschätzungen der Probanden und der aus der gemessenen Größe und Gewicht errechneten BMI-Kategorie.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 50 Studien mit Ergebnissen zur Gewichtseinschätzung für 173.971 Probanden identifiziert. Es zeigte sich eine große Heterogenität der Prävalenzen für eine realistische Einschätzung der BMI-Kategorie (in den Einzelstudien zwischen 16% und 83%), so dass hierzu keine metaanalytische Zusammenfassung erfolgte. Unterschätzungen traten häufiger als Überschätzungen auf. In Heterogenitätsanalysen konnten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede für das Auftreten realistischer Gewichtseinschätzungen nachgewiesen werden, Frauen scheinen jedoch häufiger als Männer ihr Gewicht zu überschätzen. Übergewichtige Probanden neigen häufiger als Normalgewichtige zu einer Gewichtsunterschätzung und jüngere Probanden schätzen ihr Gewicht realistischer als ältere ein.

Diskussion: Zur Gewichtseinschätzung existiert weltweit eine Vielzahl an Studien, welche häufig Populationsgruppen mit sehr spezifischer Gewichtswahrnehmung einschließen. Trotz der resultierenden Heterogenität ist in der Praxis von häufigen Gewichtsunterschätzungen auszugehen.

Take Home Message für die Praxis: Viele, insbesondere übergewichtige, männliche und ältere Menschen unterschätzen ihr Gewicht. Die Überprüfung und gegebenenfalls Förderung einer realistischen Gewichtsschätzung sollte als Grundlage einer Verhaltensänderung Gegenstand der ärztlichen Beratung sein.