gms | German Medical Science

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Ein fehlendes stationäres Entlassungsgespräch und der selbstberichtete Behandlungserfolg und Wohlbefinden von Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ronny Zenker - Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Karen Voigt - Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Ansgar Jonietz - Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Antje Bergmann - Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Henna Riemenschneider - Medizinische Klinik und Poliklinik III, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV34-03

doi: 10.3205/19degam067, urn:nbn:de:0183-19degam0677

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Zenker et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Viele Patienten werden mit unklaren Informationen zum Krankenhausaufenthalt und weiteren Behandlung entlassen. Ein mangelndes Entlassmanagement (z.B. unzureichende Qualität des Arztbriefes und der Entlassungsgespräche) wird mit medikamentenbezogenen Problemen und weiteren Auswirkungen auf Patienten assoziiert.

Fragestellung: Wie wirkt ein fehlendes stationäres Entlassungsgespräch auf den selbstberichteten Behandlungserfolg und das Wohlbefinden der Patienten?

Methoden: In einer randomisiert kontrollierten Studie (2016–2018) wurden stationäre Patienten aus einer deutschen Klinik auf ihr Verständnis zu Untersuchungen, Medikamenteneinnahme und Komplikationen, sowie ihr Wohlbefinden und Behandlungszufriedenheit nach Entlassung befragt. Es erfolgte ein univariater und multivariater statistischer Vergleich der Items nach Nichtvorliegen und Vorliegen eines Entlassungsgespräches.

Ergebnisse: 417 (23,5%) der 1.772 postalisch versendeten Fragebögen wurden analysiert. 77,6% der Patienten berichteten von einem vorhandenen und 22,4% fehlenden Entlassungsgespräch (beide Patientengruppen unterschieden sich nicht signifikant im selbstberichteten Gesundheitszustand, Alter und Geschlecht). Patienten ohne Entlassungsgespräch gaben signifikant seltener an, dass Untersuchungsergebnisse verständlich erklärt (72,4% vs. 94,1%) und weitere Untersuchungen besprochen (30,7% vs. 81,5%) wurden. Sie berichteten von signifikant mehr Komplikationen nach Entlassung (31,8% vs. 20,5%), weniger Erklärungen zu Medikamenten (54,9% vs. 89,9%), Verbesserung von Beschwerden (57,6% vs. 73,2%), Geborgenheit (46,3% vs. 76,9%), Mitbestimmung (38,2% vs. 66,2%) und Respekt (66,2% vs. 89,8%) und Gefühl in Entscheidungsprozesse einbezogen zu sein (64,7% vs. 92,7%). Sie beurteilten ihre gesamte Behandlung, Betreuung (40,2% vs. 81,1%) und den Behandlungserfolg (56,5% vs. 85,6%) schlechter.

Diskussion: In unserer Pilotstudie war ein fehlendes Entlassungsgespräch mit mehr Komplikationen und Beschwerden, geringeren Behandlungserfolg, verminderten Wohlbefinden und schlechtere Bewertung vom gesamten Krankenhausaufenthalt assoziiert. Gemäß dem gesetzlich geforderten Entlassmanagement sollten Patienten ausreichend informiert und beraten sein. Zusätzliche patientenorientierte Informationen, z.B. ein leichtverständlicher Entlassungsbrief (Patientenbrief), könnten unterstützen die bestehenden Informationsdefizite nach stationärem Aufenthalt zu vermindern.

Take Home Message für die Praxis: Ein Entlassungsgespräch ist für die Informiertheit und für das Wohlbefinden der Patienten wichtig und wird mit selbstberichteten Behandlungserfolg assoziiert. Ausreichende Information bei Entlassung sollte für alle Patienten sichergestellt werden.