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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Überversorgung durch nicht-indizierten Ultraschall der Schilddrüse? Eine Analyse von Routinedaten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Susann Hueber - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Johanna Tomandl - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Lucas Hafner - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Professur für Gesundheitsökonomie, Nürnberg, Deutschland
  • Valeria Biermann - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Nürnberg, Deutschland
  • Harald Tauchmann - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Professur für Gesundheitsökonomie, Nürnberg, Deutschland
  • Oliver Schöffski - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Nürnberg, Deutschland
  • Maria Lehmann - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Erlangen, Deutschland
  • Angela Schedlbauer - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Roman Gerlach - Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, Deutschland
  • Martin Tauscher - Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, Deutschland
  • Ewan Donnachie - Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV33-03

doi: 10.3205/19degam063, urn:nbn:de:0183-19degam0631

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Hueber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein Ultraschallscreening auf Schilddrüsenerkrankungen bei symptomfreien Patienten gilt als möglicher Auslöser für Überversorgung, weshalb es nicht empfohlen wird. Wir vermuten, dass ein „graues“ Ultraschallscreening Kaskadeneffekte auslösen kann. Kaskadeneffekte sind definiert als eine Kette diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, die einmal begonnen nur schwer unterbrochen werden kann. Ziel unseres Projektes ist es, solche Kaskadeneffekte zu identifizieren und zu beschreiben.

Fragestellung: Welche Patienten sind von Kaskadeneffekten besonders betroffen? Gibt es Subgruppen mit unterschiedlichen Behandlungsverläufen? Wie unterscheiden sich diese Gruppen?

Methoden: Retrospektive Analyse eines Datensatzes der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (2012 bis 2017). Untersucht werden Daten von Patienten mit nicht-indiziertem Schilddrüsen-Ultraschall, definiert als erstmaliger TSH-Test ohne die Diagnose einer Funktionsstörung, gefolgt von einem Ultraschall der Schilddrüse innerhalb von 28 Tagen. Um Subgruppen zu identifizieren wird eine Clusteranalyse nach der Häufigkeit von schilddrüsenspezifischen Untersuchungen im Zeitverlauf durchgeführt.

Ergebnisse: Es werden Daten von 41.065 Patienten ausgewertet. Erste Analysen lassen vermuten, dass es Subgruppen von Patienten gibt, die häufigen Kontrolluntersuchungen unterzogen werden. Die Datenanalyse ist noch nicht abgeschlossen. Vollständige Ergebnisse werden zum Kongress vorliegen.

Diskussion: Eine systematische Analyse und Darstellung von Überversorgungsprozessen, ausgelöst durch nicht-indizierte Untersuchungen, soll dazu beitragen, unnötige Medizin zu reduzieren. Das Projekt wird im Rahmen des BMBF-geförderten Netzwerkes PRO PRICARE durchgeführt.

Take Home Message für die Praxis: Die ersten Ergebnisse lassen vermuten, dass das Durchführen einer nicht indizierten Schilddrüsensonographie in bestimmen Patientengruppen zu Kaskadeneffekten und Überversorgung führen kann.