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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

arriba-MediQuit: Die Absetzhilfe bei Polypharmazie im Praxistest

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Michiels-Corsten - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
  • Navina Gerlach - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
  • Tanja Schleef - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Ulrike Junius-Walker - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
  • Annika Viniol - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV33-02

doi: 10.3205/19degam062, urn:nbn:de:0183-19degam0624

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Michiels-Corsten et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Patienten mit komplexen Medikamentenregimen stellen Hausärzte zunehmend vor große Herausforderungen. Bei diesen meist multimorbiden Patienten müssen Leitlinienempfehlungen sowie individuelle Patientenpräferenzen integriert und stetig die Arzneimitteltherapiesicherheit geprüft werden. Das Absetzen von unnötigen oder inadäquaten Medikamenten stellt dabei einen wichtigen Schritt dar. Hierbei sehen sich Hausärzte jedoch mit diversen Schwierigkeiten konfrontiert. Praktikable und zweckdienliche Hilfen für den Absetzprozess sind daher dringend gesucht. Wir haben ein arriba-Modul zum Medikamentenabsetzen entwickelt, das Hausärzte bei der Bewertung von Medikamenten, Kommunikation, gemeinsamen Entscheidungsfindung, Planung und Umsetzung von Absetzvorhaben unterstützt.

Fragestellung: Wie bewerten Hausärzte und Patienten den Einsatz von arriba-MediQuit zum Medikamentenabsetzen im Praxisalltag?

Methoden: An zwei Studienstandorten in Marburg und Hannover wurden jeweils acht Forschungspraxen rekrutiert. Jede Praxis sollte drei bis fünf Patienten >60 Jahren, mit drei chronischen Erkrankungen und mindestens fünf Dauermedikamenten mithilfe von arriba-MediQuit beraten. Hausärzte und Patienten gaben anschließend mittels Fragebogen und Telefoninterview Rückmeldung zu Umsetzung, Anwendbarkeit, Akzeptanz, Patientenbeteiligung, Zufriedenheit und Verbesserungsbedarf. Die Ergebnisse wurden quantitativ ausgewertet.

Ergebnisse: Zum Einreichungszeitpunkt liegen die Ergebnisse noch nicht vollständig vor. Es konnten bisher jedoch an beiden Standorten acht Praxen rekrutiert werden. Es zeigte sich bisher aus ärztlicher wie auch Patientensicht eine große Bereitschaft Medikamentensgespräche zu führen und die neue Software dafür einzusetzen. Ein nachhaltiges Umstellen von Medikamenten konnte beobachtet werden.

Diskussion: Insgesamt konnte eine positive Nutzenbewertung aus ärztlicher und Patientensicht beobachtet werden. Die Rückmeldungen deckten einige Ansatzpunkte zur Verbesserung der Software auf. Dies betraf insbesondere die Integration von Arzneimitteldatenbanken sowie eine graphische Aufwertung. Eine Validierung auf patientenrelevante Endpunkte konnte hier nicht erfolgen und sollte in weiteren Entwicklungsstufen angestrebt werden. Die Weiterentwicklung von arriba-MediQuit wird aktuell geplant.

Take Home Message für die Praxis: Das neue arriba-Modul MediQuit bietet Hausärzten vielfältige Unterstützung beim Bewerten von Polypharmazie, bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung und bei der praktischen Umsetzung des Absetzens von Medikamenten.