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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Maßnahmen zur Verbesserung der Influenzaimpfraten bei chronisch Kranken in der Hausarztpraxis – ein systematischer Review

Meeting Abstract

  • Felix Brombacher - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • presenting/speaker Linda Sanftenberg - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Stefanie J. Klug - Technische Universität München, Lehrstuhl für Epidemiologie, München, Deutschland
  • Jörg Schelling - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV23-01

doi: 10.3205/19degam039, urn:nbn:de:0183-19degam0392

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Brombacher et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zunehmende Vorbehalte gegen Impfungen gehören laut WHO weltweit zu den größten Gesundheitsgefahren für 2019. Auch in Deutschland ist die Lage problematisch: trotz klarer Evidenz liegen die Impfquoten weit unter dem empfohlenen Niveau, insbesondere in vulnerablen Populationen wie chronisch Kranken. Die Mehrheit der Arzt-Kontakte dieser Patienten findet im Rahmen der hausärztlichen Versorgung statt, und dem Allgemeinarzt fällt in der Versorgung von langwierigen und komplexen Erkrankungen eine zentrale Rolle zu.

Fragestellung: Welche Maßnahmen sind zur Verbesserung der Influenzaimpfraten bei chronisch Kranken in der Hausarztpraxis geeignet?

Methoden: Es wurde eine systematische Literaturrecherche in MEDLINE, CENTRAL, EMBASE und ERIC durchgeführt. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien, ohne Einschränkung des Publikationsdatums. Das Studienprotokoll wurde vor der Datenextraktion in PROSPERO (CRD42018114163) veröffentlicht.

Ergebnisse: Von 2895 identifizierten Zusammenfassungen, konnten letztlich 15 Studien in die Auswertung eingehen. Die Studien deckten ein sehr heterogenes Spektrum an Ländern, Patienten, Gesundheitssystemen und Interventionskategorien an. Intervention welche auf das Praxenpersonal abzielten waren besonders erfolgreich, wenn sie auf ein spezifisches Krankheitsbild ausgerichtet waren. Patientenorientierte Interventionen, die vom Hausarzt ausgingen, waren etwas effektiver wenn sie personalisiert formuliert wurden. Komplexe Interventionen zeigten gegenüber einfachen Interventionen keine Vorteile.

Diskussion: Lehrveranstaltungen könnten geeignet sein, um Wissen und Einstellungen bezüglich Impfungen von medizinischem Personal zu beeinflussen. Es kann angenommen werden, dass die Personalisierung von Patientenerinnerungen die Glaubwürdigkeit der Quelle erhöhen und vergleichbar zur persönlichen Empfehlung durch den Allgemeinarzt wirken. Der Mehraufwand für die Realisierung von komplexen Interventionen lässt sich wahrscheinlich nicht durch bessere Ergebnisse rechtfertigen.

Take Home Message für die Praxis: Sowohl Verbesserungen im Versorgungsmanagement als auch Erinnerungssysteme für Patienten sind geeignet, um eine Verbesserung der Influenza-Impfquoten unter chronisch Kranken zu erreichen. Die Forcierung solcher Maßnahmen könnte wohl auch in Deutschland positive Effekte erzielen. Generell erreichen einfache Maßnahmen verglichen mit komplexen Interventionen wahrscheinlich stärkere Effekte bei geringerem Aufwand.