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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Hausärztliche Einschätzungen des Versorgungsbedarfs von Pflegeheimbewohnern durch Fachspezialisten – Ergebnisse einer Querschnittserhebung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ove Spreckelsen - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Allgemeinmedizin, Oldenburg, Deutschland
  • Guido Schmiemann - Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen, Deutschland
  • Alexander Fassmer - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie, Oldenburg, Deutschland
  • Bettina Engel - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Allgemeinmedizin, Oldenburg, Deutschland
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie, Oldenburg, Deutschland
  • Michael Freitag - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Allgemeinmedizin, Oldenburg, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV21-06

doi: 10.3205/19degam033, urn:nbn:de:0183-19degam0339

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Spreckelsen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Hausärzte nehmen eine zentrale Rolle in der Versorgung von Pflegeheimbewohnern ein. Die Versorgung durch ärztliche Fachspezialisten wird jedoch teilweise als unzureichend kritisiert. Bisher unbeantwortet ist, wie der Bedarf an fachspezialisierter Versorgung im Pflegeheim eingeschätzt wird.

Fragestellung: Wie bewerten Hausärzte die Versorgungsbedarfe durch unterschiedliche Fachspezialisten und wie beurteilen sie die (ärztliche) Versorgung von Heimbewohnern?

Methoden: Es wurden Daten eines postalischen Surveys unter 1.121 zufällig ausgewählten Hausärzten in Bremen und Niedersachsen im Rahmen des HOMERN-Projektes ausgewertet. Die Teilnehmer wurden gebeten, den Versorgungsbedarf für einzelne Fachgebiete auf einer 5-stufigen Likert-Skala einzuschätzen (von 0=sehr gering bis 4=sehr hoch). Mittels deskriptiver Statistik wurden Einschätzungen ausgewertet.

Ergebnisse: Es nahmen 375 Teilnehmer (Response 33,5%; mittleres Alter 54,4 Jahre; 57,6% Männer) an der Befragung teil. Hausärzte schätzen einen hohen oder sehr hohen Versorgungsbedarf besonders an Neurologen und Psychiatern ein (68,7%). Der Versorgungsbedarf an Urologen (38,2%), Zahnärzten (29,7%) und Augenärzten (28,7%) wurde deutlich seltener als hoch eingeschätzt, die niedrigsten Werte nahmen HNO-Ärzte (12,4%) und Gynäkologen (6,5%) ein. Eine sehr hohe Zustimmung fand die Aussage, dass die fachspezialisierte Versorgung durch Hausärzte koordiniert werden sollte (96,2%) sowie, dass einem Kontakt mit einem Fachspezialisten in der Regel eine Überweisung durch den Hausarzt vorausgehen sollte (87,5%). Die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner wird mehrheitlich (59,4%) als ausreichende Grundlage für die Versorgung von Pflegeheimbewohnern angesehen. Eine Versorgung eines Pflegeheims nur durch eine Praxis wurde jedoch mit deutlicher Mehrheit abgelehnt (Zustimmung 25,7%).

Diskussion: Die bekannten Unterschiede an Kontakthäufigkeiten zu verschiedenen Fachspezialisten spiegeln sich auch in der Einschätzung des Versorgungsbedarfs durch Hausärzte wider. Insbesondere die neurologische bzw. (geronto-)psychiatrische Unterstützung wird als notwendig angesehen, was mit der hohen Krankheitslast korrespondiert. Die eigene Koordinierungsfunktion wird als wichtig, die eigene Weiterbildung wird mehrheitlich als ausreichende Qualifikation angesehen.

Take Home Message für die Praxis: Hausärzte sehen einen unterschiedlichen Versorgungsbedarf durch Fachspezialisten, die Mitbetreuung durch Neurologen und Psychiater wird mit der höchsten Priorität bewertet.