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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Diagnostische Genauigkeit der Kapnovolumetrie in der Erkennung einer Atemwegsobstruktion unter den Bedingungen der klinischen Praxis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christina Kellerer - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Neele Jankrift - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Rudolf A. Jörres - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, München, Deutschland
  • Klaus Klütsch - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, München, Deutschland
  • Stefan Wagenpfeil - Universität des Saarlandes, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Medizinische Informatik, Deutschland
  • Klaus Linde - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Antonius Schneider - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV13-05

doi: 10.3205/19degam016, urn:nbn:de:0183-19degam0167

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Kellerer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Insbesondere in der Allgemeinmedizin sind Messverfahren der Lungenfunktion, die wenig Kooperation seitens des Patienten erfordern, von großem Interesse. Die Ultraschall-Kapnovolumetrie stellt hierfür eine vielversprechende neue Methode dar, da die Messung der ausgeatmeten CO2-Konzentration während Ruheatmung erfolgt.

Fragestellung: Wir untersuchten an einem großen Kollektiv nicht selektierter Patienten, inwieweit das Verfahren der Ultraschall-Kapnovolumetrie erlaubt, eine Atemwegsobstruktion im Vergleich zu konventionellen Lungenfunktionsmessungen zu detektieren.

Methoden: Die Untersuchung erfolgte in einer großen pneumologischen Praxis in Augsburg. Die Kapnovolumetrie erfolgte über mindestens 10 Atemzüge während Ruheatmung ohne weitere Anleitung. Als Referenz dienten Spirometrie und Ganzkörperplethysmographie. Eine Obstruktion wurde angenommen, wenn der z-Score von FEV1/FVC < –1,645 war und/oder die Grenzwerte (Empfehlungen der Atemwegsliga) von Raw und/oder sRaw überschritten wurden.

Ergebnisse: Insgesamt 1287 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, die gemäß Anamnese in vier diagnostische Gruppen aufgeteilt wurden: Asthma (n=433), COPD (n=260), andere respiratorische Erkrankungen (n=230), Patienten ohne respiratorische Erkrankungen (n=364). Insgesamt 25, 86, 10 bzw. 4 % dieser Gruppen (gesamt 29 %) wiesen eine Atemwegsobstruktion auf. Mit Hilfe des Quotienten der Steigungen der Phasen 3 und 2 der CO2-Ausatemkurve ließ sich eine Atemwegsobstruktion mit einer Sensitivität von 48 % und einer Spezifität von 79 % erkennen (p<0,05). Wurde die Analyse der Kapnovolumetrie auf einen aus vier Parametern errechneten Score erweitert, stieg die Sensitivität auf 70 %, bei einer Spezifität von 72 %.

Diskussion: Die Erkennungssicherheit einer Obstruktion unter den Bedingungen der klinischen Routine war begrenzt und niedriger als in einigen Studien berichtet. Gleichwohl könnten der geringe Aufwand und die Anwendbarkeit auch bei wenig kooperationsfähigen Patienten für einen Einsatz der Ultraschall-Kapnovolumetrie in der Praxis sprechen.

Take Home Message für die Praxis: Das Verfahren der Ultraschall-Kapnovolumetrie ist für die Bestimmung einer Atemwegsobstruktion vielversprechend, da nur eine minimale Kooperation des Patienten erforderlich ist. Die diagnostische Studie zeigte ein moderates Potenzial für die Erkennung von Atemwegsobstruktionen unter den Bedingungen der klinischen Praxis.