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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Wie zuverlässig sind selbstberichtete Impfdaten von Medizinstudierenden?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karen Voigt - TU Dresden, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • Ronny Zenker - TU Dresden, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • Henna Riemenschneider - TU Dresden, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • Anne-Sophie Hajduk - TU Dresden, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • Jeannine Schübel - TU Dresden, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • Antje Bergmann - TU Dresden, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV13-03

doi: 10.3205/19degam014, urn:nbn:de:0183-19degam0149

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Voigt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Studien zum Impfstatus bei medizinischem Fachpersonal basieren oft auf selbstberichteten Angaben. Diese sind im Vergleich zu Serumbestimmungen oder Impfpassanalysen einfach zu erheben, jedoch sind methodische Limitierungen (z.B. Recallbias, soziale Erwünschtheit) anzunehmen.

Fragestellung: Wie zuverlässig sind selbstberichtete Angaben von Medizinstudierenden zum Impfstatus?

Methoden: In der allgemeinmedizinischen Seminarreihe wurde ein zweiseitiger pseudonymisierter Fragebogen zum Impfstatus ohne und 1 Woche später mit Impfpass von den Teilnehmern freiwillig ausgefüllt. Es erfolgte der statistische Vergleich beider Untersuchungszeitpunkte hinsichtlich Übereinstimmungen der Angaben. Die Nichtübereinstimmungen wurden auf Unter- und Überschätzungen analysiert.

Ergebnisse: Von 299 eingeschriebenen Medizinstudierenden wurden 153 (51,2%) in die Analyse einbezogen. Durchimpfungsraten (gemäß Impfpass) waren für Mumps, Masern, Röteln (MMR: ≥ 95%) am höchsten, für Hepatitis A und B (HA, HB: 78-79%) und Influenza (24%) am niedrigsten. Die höchsten Übereinstimmungen der Angaben ohne und mit Impfpass ergaben sich für MMR (92-94%), die niedrigsten für Poliomyelitis, Pertussis und HB (73-77%). HA und Influenza ausgenommen, waren die Angaben eher von Unterschätzungen des eigenen Impfstatus geprägt: 6-14% der Studierenden unterschätzten ihren Impfstatus für Tetanus, Poliomyelitis, Pertussis und Diphtherie (TPDD). Einige Medizinstudierende konnten trotz vorliegendem Impfpass ihren Impfstatus nicht angeben: 5% für HA und 4% für Röteln.

Diskussion: Die Zuverlässigkeit des selbstberichteten Impfstatus variierte je nach Impfindikation. Die zuverlässigste Angabe ergab sich für die Impfindikation Masern. Öffentliche Thematisierung in den letzten Jahren könnten das Bewusstsein für Masern und den eigenen Impfstatus erhöht haben. Bezüglich der Impfangaben zu TPDD neigen einige Medizinstudierende zu einer Unterschätzung, d.h. ein etwas besserer Impfstatus als bei selbstberichteten Impfangaben kann für die Gesamtgruppe angenommen werden. Der trotz Nutzung des Impfpasses bestehen bleibende „weiß nicht“-Anteil verweist auf möglicherweise unregelmäßig geführte Impfpässe oder Probleme in der Lesbarkeit.

Take Home Message für die Praxis: Selbstberichtete Angaben sind indikationsbezogen mehr (MMR) oder weniger (HA, HB, Influenza) zuverlässig. Durchimpfungsraten sind auch bei der Gruppe der Medizinstudierenden nicht optimal. Die Interpretation von Impfpassangaben sollte obligater Ausbildungsinhalt im Studium sein.