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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Impfspezifisches Qualitätsmanagement für niedergelassene Ärzte in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Linda Sanftenberg - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Isabella Thorvaldsson - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Markus Frühwein - Praxis Dr. Frühwein & Partner, München, Deutschland
  • Jörg Schelling - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV13-01

doi: 10.3205/19degam012, urn:nbn:de:0183-19degam0122

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Sanftenberg et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: 85-90% aller Impfungen in Deutschland werden von niedergelassenen Ärzten durchgeführt. Um das Präventionsbewusstsein des Praxispersonals und der Patienten zu fördern, sind validierte Impfmanagementsysteme in Arztpraxen hilfreich. Durch die Koordination von Arbeitsabläufen und Zuständigkeiten kann das Impfen sowohl qualitativ als auch quantitativ verbessert werden.

Fragestellung: Sind impfspezifische Qualitätskriterien messbar und in gängige Qualitätsmanagement (QM)-Systeme niedergelassener Praxen übertragbar?

Methoden: Impfspezifische QM-Kriterien wurden mittels Literaturrecherche identifiziert und ihre Relevanz von fünf unabhängigen Impfexperten überprüft. Zur Überprüfung der internen und externen Validität, sowie Priorisierung der QM-Kriterien wurde eine anonyme online-Befragung bei niedergelassenen Ärzten diverser Fachrichtungen durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 504 vollständig ausgefüllte Fragebogen ausgewertet werden. Eine Impfmanagementsoftware wurde von 34% der Befragten bereits verwendet. 93% der Teilnehmer beurteilten Impfungen persönlich als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Die relevantesten QM-Kriterien der Stichprobe waren die Kompetenz der ärztlichen Mitarbeiter, die Impfpassdokumentation und das Einhalten eines stabilen Temperaturniveaus. Als „eher unwichtig“ wurden auf die Patientenberatung bezogene QM-Kriterien, wie Recallmaßnahmen eingeschätzt. Für die Integration des QM-Kriterien-Sets in ein QM-System stimmten 81% der befragten Ärzte. Eine Zertifizierung hielten knapp 42% der Teilnehmer für notwendig, wobei diese von über 60% genutzt werden würde.

Diskussion: Die wichtigsten QM-Kriterien scheinen aus den Bereichen Impfdokumentation und Impfstofflagerung zu stammen. Obwohl von den befragten Ärzten ein qualitativ hochwertiger Impfprozess angestrebt wird, wurde die Bedeutung patientenspezifischer Qualitätskriterien als insgesamt gering eingeschätzt. Besonderer Aufklärungsbedarf wird im Bereich der Recallmaßnahmen und Impferinnerungssysteme für Patienten gesehen, deren impfratensteigernder Effekt bereits vielfach nachgewiesen wurde.

Take Home Message für die Praxis: Da die Effektivität von Impferinnerungssystemen bereits vielfach nachgewiesen werden konnte, ist es wichtig in einem weiteren Schritt die Vorbehalte der niedergelassenen Ärzte gegen diese Maßnahmen kennen zu lernen. Impfungen werden größtenteils in der Primärversorgung erbracht, so dass QM in diesem Bereich von sehr großer Bedeutung ist.