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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Evaluation der Kompetenzen und Erfahrungen von Hausärzten zur Indikationsstellung für Logopädie – eine Erhebung mittels Fragebogen

Meeting Abstract

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  • Verena Schrader - Europäische Fachhochschule Rhein/Erft, Fachbereich Angewandte Gesundheitswissenschaften, Deutschland
  • Fox-Boyer Annette - Europäische Fachhochschule Rhein/Erft, Fachbereich Angewandte Gesundheitswissenschaften, Deutschland
  • Cornelie Jol - Niederlande
  • presenting/speaker Gesine Weckmann - Europäische Fachhochschule Rhein/Erft, Fachbereich Angewandte Gesundheitswissenschaften, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV12-05

doi: 10.3205/19degam011, urn:nbn:de:0183-19degam0111

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Schrader et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Logopädie ist ein zentraler Bestandteil in der Behandlung von Sprachstörungen sowie neurologischer und geriatrischer Erkrankungen. Im Medizinstudium und in der Facharztweiterbildung wird die Indikationsstellung für logopädische Therapie nur auszugsweise vermittelt, obwohl Verordnung von Logopädie hauptsächlich von Hausärzten*(HÄ) vorgenommen wird. Bisher gibt es keine Erhebungen zu den Kenntnissen und Motivation von HÄ zur Indikationsstellung für Logopädie.

Fragestellung: Ziel der Studie ist es, die Kenntnisse von niedergelassenen HÄ zum Thema Indikationen für logopädische Behandlung zu evaluieren.

Methoden: 300 HÄ in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden in März-April 2019 via Telefax angeschrieben und gebeten einen Fragebogen auszufüllen. Die ausgefüllten Fragebogen wurden pseudonymisiert und die Ergebnisse mit IBM SPSS-Statistics 20 deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: 32 HÄ (56% weiblich) sandten den Fragebogen zurück. 72% waren Facharzt* (FA) für Allgemeinmedizin 6% praktischer Arzt und 22% FA Innere Medizin. Die häufigsten Indikationen für Logopädie waren Dysphagie/Schluckstörung (63%) Aphasie (38%), und Stottern/Sprachstörungen bei Kindern (38%). Die HÄ beurteilten die Relevanz von Logopädie auf einer 5-pt.-Likertskala (1 nicht relevant – 5 sehr relevant) für Aphasie, Dysphagie und Redeflussstörung als hoch (>4/5) und für Trigeminusneuralgie und apallisches Syndrom als kaum relevant (2/5). 44% der HÄ möchten mehr Logopädie verordnen, was durch Praxisbudgets (19%), oder fehlender Verfügbarkeit von Logopäden (25%) nicht umsetzbar war, während andere Hausärzte Überbehandlung (9%) oder fordernde Patienten (6%) berichteten.

Diskussion: Auffällig war, dass fast die Hälfte der Hausärzte Logopädie nicht so verordnen konnten wie sie wollten wegen Budget oder fehlender Verfügbarkeit von Logopädie. Die Ergebnisse zeigen, dass Hausärzte Logopädie vor allem als relevant betrachten für Störungen der Sprache und des Schluckens, sowie für kindliche Sprachstörungen, während die Relevanz bei Krankheiten wie Trigeminusneuralgie oder apallisches Syndrom als gering eingeschätzt wird. Die Ergebnisse entsprechen nicht immer dem Selbstverständnis der Logopäden.

Take Home Message für die Praxis: Im Rahmen der strukturierten Weiterbildung Allgemeinmedizin, können Kenntnisse über andere Gesundheitsfachberufe vermittelt werden, um die Qualität der interdisziplinären Versorgung zu optimieren.