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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Systematische Entwicklung von theoriebasierten Interventionen am Beispiel der „Pharmacist and data driven Quality Improvement in Primary Care“ Intervention desschottischen National Health Service

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Tobias Dreischulte - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland; University of Dundee, Scottish Improvement Science Collaborating Centre, Dundee, Großbritannien
  • Jason Tang - University of Dundee, Scottish Improvement Science Collaborating Centre, Dundee, Großbritannien

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV11-05

doi: 10.3205/19degam005, urn:nbn:de:0183-19degam0056

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Dreischulte et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Prävalenz von Patienten mit komplexer Multimedikation steigt weltweit an, was insbesondere Leistungserbringer der ambulanten Versorgung vor neue Herausforderungen stellt. Das Ziel der „Pharmacist and Data driven Quality Improvement in Primary care (P-DQIP)“ Intervention ist es, durch (a) automatisierte Identifikation von Patienten mit Hochrisikomedikation und (b) eine stärkere Einbindung von beim National Health Service (Schottland) angestellten „Praxisapothekern“ in deren Versorgung, das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAWs) zu reduzieren.

Fragestellung:

1.
Welche Faktoren können eine Implementierung der P-DQIP Intervention in die Routineversorgung beeinflussen?
2.
Welche zusätzlichen Interventionskomponenten könnten die Implementierung von P-DQIP unterstützen?

Methoden:

1.
Semi-strukturierte Interviews mit „Praxisapothekern“ und qualitative Datenanalyse auf der Basis des Theoretical Domains Frameworks (TDF) zur Identifizierung und Priorisierung von Implementierungsbarrieren.
2.
Auswahl potentieller „Interventionsfunktionen“ und „Verhaltensänderungstechniken“ aus einem von Verhaltenspsychologen validierten Katalog („Behaviour Change Wheel“); Selektion potenziell effektiver, machbarer und für Praxisapotheker und Hausarztpraxen akzeptabler Interventionskomponenten.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 14 Praxisapotheker interviewt. Von insgesamt 14 theoretischen Konstrukten des TDF wurden 13 als relevant für die Implementierung der P-DQIP Intervention identifiziert, sechs wurden für die Intervention priorisiert: „Skill“ (Fachkönnen), „Memory/Attention/Decisionmaking“ (kognitive Leistungsfähigkeit), „Behavioural Regulation“ (Verhaltensregulation), „Reinforcement“ (Verhaltensbekräftigung), „Environmental context“ (Praxisumfeld), „Social influences“ (soziale Einflüsse). Drei Interventionsfunktionen, nämlich „Training“ (Halbtägiger Workshop für Praxisapotheker), „Enablement“ (Elektronische Entscheidungshilfen, Performancefeedback für Apotheker) und „Environmental restructuring“ (Finanzielle Anreize für Praxen, Performance feedback für Praxen) wurden von erfahrenen Praxisapothekern als machbar, akzeptabel und geeignet identifiziert, die genannten Implemntationsbarrieren zu überwinden.

Diskussion: Durch die Studie wurden systematisch Implementierungsbarrieren für eine multi-professionelle Intervention zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Hausarztpraxen des NHS Schottland identifiziert. Die abgeleitete Intervention wird zunächst flächendeckend in allen 65 Hausarztpraxen eines Schottischen Health Boards (NHS Tayside) implementiert und in einem Interrupted Time Series Design mit begleitender Prozessevaluierung getestet.

Take Home Message für die Praxis: Die vorgestellte Studie illustriert anhand des Beispiels der P-DQIP Intervention einen systematischen und theoriebasierten Ansatz zur Entwicklung und Optimierung von Interventionen im hausärztlichen Versorgungskontext.