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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Von der qualitativen zur quantitativen Prozessevaluation – Erfahrungen aus dem Versorgungsprogramm RESIST

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Antje Krüger - Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Anja Wollny - Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Maike Schulz - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, Deutschland
  • Anne Daubmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland
  • Attila Altiner - Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV11-01

doi: 10.3205/19degam001, urn:nbn:de:0183-19degam0010

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Krüger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Innovationsfonds-Projekt RESIST zielt darauf ab, den Einsatz von Antibiotika bei akuten Atemwegsinfektionen (AWI) in Richtung einer rationalen Verordnungspraxis zu optimieren, um so die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu vermindern. 2.460 Allgemein-, HNO- und Kinderärzte absolvierten eine dreistündige Online-Fortbildung, bestehend aus Modulen zur patientenzentrierten Kommunikation und Antibiotikatherapie bei AWI. Es wurde untersucht, wie die Intervention angenommen und umgesetzt wurde.

Fragestellung: Was können wir durch eine qualitative Prozessevaluation lernen?

Methoden: Die Evaluation erfolgte auf Basis von Fokusgruppendiskussionen (FGD) und für Ärzte, denen eine Teilnahme unmöglich war, anhand von Telefoninterviews. Selbst ohne Aufwandsentschädigung konnten 54 Ärzte für Telefoninterviews sowie 52 Ärzte für neun FGD in acht Bundesländern gewonnen werden. Aus den Ergebnissen wurde ein Fragebogen abgeleitet, welcher an der Gesamtheit der Studienteilnehmer getestet wird.

Ergebnisse: Unsere Erfahrung zeigt, dass Projektteilnehmer motiviert sind Rückmeldungen zum Projekt zu geben und dass eine persönliche Ansprache den Rekrutierungserfolg positiv beeinflusst. In den FGD wurde durch Teilnehmerinteraktion eine größere Themenkomplexität erreicht, als in den Telefoninterviews. Aus den Gesprächen ließ sich Folgendes ableiten: Arzt-Patienten-Kommunikation ist für viele Ärzte ein wichtiges Thema. Die Teilnehmer wertschätzten die aktuellen Informationen zur Antibiotikatherapie. Die Patientenerwartung hinsichtlich einer Antibiotikaverordnung beurteilen die Ärzte als rückläufig. Ärzte berichteten, die Häufigkeit der Verordnung und die Antibiotika-Wirkstoffwahl verändert zu haben. Zudem ließen sich frühzeitig Empfehlungen zur Projektoptimierung gewinnen, was die Projektleitung veranlasste, eine Anpassung der Abrechnungsmodalitäten vorzunehmen. Aus den Gesamtergebnissen wurden Thesen abgeleitet und in einen Fragebogen überführt.

Diskussion: An einer der größten deutschen Studien der ambulanten Versorgungsforschung konnten wir zeigen, dass eine qualitative Prozessevaluation wichtige Einsichten in die Projektumsetzung ermöglicht. Ein hieraus entwickeltes Fragebogeninstrument wird für eine repräsentative Erhebung genutzt werden. Hieraus werden sich vielfältige Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des Versorgungsmodells ableiten.

Take Home Message für die Praxis: Eine qualitative Prozessevaluation ist aufwändig, ermöglicht aber einen tiefergehenden Einblick in die „Blackbox“ einer komplexen Intervention.