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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Insomnie bei multimorbiden Patienten in der Primärversorgung in Abhängigkeit von bindungsbezogenen Merkmalen

Meeting Abstract

  • S. Worrack - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
  • B. Strauß - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
  • F. Tiesler - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
  • N. Schneider - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
  • J. Gensichen - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland; Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • K. Brenk-Franz - Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam261

doi: 10.3205/18degam261, urn:nbn:de:0183-18degam2617

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Worrack et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eine hohe Schlafqualität gilt als Ressource für ein gutes körperliches und psychisches Wohlbefinden. An einer Insomnie leiden laut Repräsentativerhebungen ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland zumindest gelegentlich und 10% der Deutschen häufig oder ständig. Neben Einflussfaktoren wie Stress, Alkoholkonsum, Schichtarbeit und organischer Erkrankungen, die Schlafstörungen auslösen können, gelangen inzwischen immer mehr interpersonale Merkmale in den Forschungsfokus. Bindungsbezogene Merkmale haben z.B. durch die Affektregulation einen direkten und indirekten Einfluss auf verschiedene Erkrankungen und krankheitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen.

Fragestellung: Ist die Schwere insomnischer Störungen bei multimorbiden Patienten abhängig von bindungsbezogenen Merkmalen?

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven, längsschnittlichen Studie zu Bindung und Selbstmanagementfähigkeiten wurden bei 219 Patienten mit Multimorbidität in der Primärversorgung Symptome einer Insomnie (ISI), bindungsbezogene Merkmale (ECR-RD12) sowie gesundheitsbezogene und soziodemografische Daten erfasst. Die Diagnostik des Gesundheitszustandes wie z.B. Anzahl der chronischen Erkrankungen und Bewertung der Schwere der Erkrankung (CIRS-G) erfolgte durch die Hausärzte.

Ergebnisse: 28% der Befragten leiden unter klinisch relevanten Symptomen einer Insomnie und 50% befinden sich bereits an der Grenze zur klinisch relevanten Insomnie. Es zeigte sich, dass Bindung ein Prädiktor für Insomnien ist. Insbesondere die Stärke bindungsbezogener Angst konnte den Ausprägungsgrad klinisch relevanter Symptome einer Insomnie vorhersagen, unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und verschiedenen Erkrankungsmerkmalen.

Diskussion: Interpersonale Merkmale, wie Bindungscharakteristika von Patienten, die für die Affektregulation relevant sind, beeinflussen in hohem Maße neben erkrankungsrelevanten Faktoren das Auftreten von Ein- und Durchschlafstörungen.

Take Home Message für die Praxis: Bindungstheoretische Betrachtungen können möglicherweise hilfreich sein, bei der multimodalen Betrachtung der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schlafstörungen.