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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Unerwünschte Kaskadeneffekte? Schilddrüsenanomalien und Analyse klinischer Behandlungspfade

Meeting Abstract

  • J. Tomandl - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • T. Kühlein - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • A. Schedlbauer - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • S. Hueber - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • S. Hoyer - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam258

doi: 10.3205/18degam258, urn:nbn:de:0183-18degam2582

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Tomandl et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen ist bei gleichbleibender Mortalität in den letzten Jahren rasant angestiegen. Dies kann ein Indiz für Überversorgung sein. Hinzu kommt eine hohe Anzahl von Schilddrüsenoperationen, bei denen sich die entfernten Knoten in der anschließenden Histologie häufig als benigne herausstellen. Die Entdeckung von Schilddrüsenknoten erfolgt häufig im Rahmen nicht indizierter Diagnostik und kann Auslöser von Kaskadeneffekten sein, die zu invasiven Behandlungen führen können. Bisher liegen keine systematischen Analysen zu Kaskadeneffekten oder Behandlungspfaden vor.

Fragestellung: Kommt es durch eine nicht indizierte Sonographie der Schilddrüse zu Kaskadeneffekten bei betroffenen Patienten? Welche Auswirkungen auf patientenrelevante Outcomes und Ausgaben im Gesundheitssystem haben sie? Welche Behandlungsverläufe ergeben sich hierdurch?

Methoden: In einer Routinedatenanalyse wird eine Beobachtungsgruppe (TSH-Bestimmung und Sonographie der Schilddrüse) mit einer Kontrollgruppe (nur TSH-Bestimmung) bezüglich Morbidität, Inanspruchnahme des Gesundheitswesens und Kosten verglichen. Durch das Matching der beiden Gruppen sowie der Berücksichtigung von arzt- und umgebungsbezogenen Faktoren als mögliche Confounder kann abgebildet werden, ob potentielle Unterschiede tatsächlich auf die Durchführung der Sonographie zurückzuführen sind. Zudem wird in einer Beobachtungsgruppe-Clusteranalyse untersucht, welche unterschiedlichen Behandlungspfade es gibt und wie diese aussehen.

Ergebnisse: Die Datenanalyse ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Vorgestellt wird das Studiendesign, der aktuelle Projektstand sowie die bis zum Kongress analysierten Daten.

Diskussion: Durch die Analyse von Behandlungspfaden und deren medizinischen und ökonomischen Auswirkungen können wir einen Beitrag zu Identifikation und Reduktion von Überversorgung leisten. Das Projekt ist eingebettet in das PRO PRICARE Forschungsnetzwerk.

Take Home Message für die Praxis: Nicht indizierte Schilddrüsendiagnostik kann ein Auslöser für medizinische Kaskaden und Überversorgung sein.