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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Nicht nur im Umgang mit sog. schwierigen Patienten sollten Opfergefühle integriert werden

Meeting Abstract

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  • T. Petzold - Zentrum Für Salutogenese, Bad Gandersheim, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam238

doi: 10.3205/18degam238, urn:nbn:de:0183-18degam2383

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Petzold.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nicht nur sog. schwierige Patienten sondern auch viele mit ‚chronischen‘ Erkrankungen fühlen sich in der Tiefe ihrer Persönlichkeit als Opfer – als Opfer vom Schicksal, von Tätern, von ‚Ursachen‘, Eltern, vom ‚System‘ u.v.a. In diesem Gefühl Opfer zu sein sehen sie meist keine Möglichkeit zur Selbstwirksamkeit. Deshalb suchen sie im Arzt dann einen Retter. Gleichzeitig soll dieser noch den Täter, resp. die Ursache des Leidens ausfindig machen, als ‚böse‘ verurteilen (z.B. die Bakterien oder das Geschwulst) und bekämpfen, damit es ihm wieder gut geht. Diese Logik von Opfer-Retter/Richter-Täter-Interaktion macht anscheinend so viel Sinn (bei akuten bedrohlichen Erkrankungen), dass große Teile des Medizinsystems und viele Ärzte ihr Handeln davon leiten lassen, auch wenn keine akute Bedrohung vorliegt. Dann kann dies dazu führen, dass Menschen im verinnerlichten Gefühl von Opfer-Sein gar nicht ihre Selbstwirksamkeit entfalten, weil sie immer auf ein ‚Rettungsschiff‘ gezogen werden, anstatt dass man ihnen ‚Schwimmen im reißenden Strom des Lebens‘ lehrt. Im Gefühl Opfer zu sein kann man das Abwendungssystem, den Stressmodus erst abschalten, wenn man sich sicher fühlt. Dazu braucht man das Gefühl, dass die Bedrohung, die man selbst nicht abwenden konnte, von anderen erkannt wird, und die Unterstützung, selbstwirksam zu werden. In diesem Prozess des ‚Schwimmen-Lernens‘ werden Opfergefühle und Täterschaft als Ich-Zustände integriert. Der Arzt kommuniziert mit ‚schwierigen‘ Patienten mit dem Ziel der Autonomie.

Zielgruppe: Hausärzte, Therapeuten sowie Studenten

Didaktische Methode: Impulsreferat, Kommunikationsübungen, Rollenspiel: Mein schwieriger Patient

Ziele: Praxisbezogene, theoretisch gestützte Möglichkeiten für eine Opfer-Gefühle integrierende und Autonomie fördernde Arzt-Patient-Kommunikation finden

Geschätzte Anzahl Teilnehmern/innen: 6-30

Kurzvorstellung des/r Workshop Leiters/in: Allgemeinarzt seit 1979; NHV; Europ. Certif. Psychotherapy; Entwickler, Ausbilder und Supervisor der Salutogenen Kommunikation (seit 2007); Gründer und Leiter des Zentrums für Salutogenese, Sprecher des Dachverbands Salutogenese; Autor zahlreicher Bücher und Artikel: aktuell: ‚Schöpferische Kommunikation – Theoretische Grundlagen ganz praktisch‘.