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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Validierung der kardiovaskulären Risikoprädiktion für das arriba-Instrument auf Basis von Daten der Study of Health in Pomerania und Vergleich der drei Risikoprädiktionsalgorithmen arriba, SCORE-Deutschland und PROCAM

Meeting Abstract

  • C. Klötzer - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • N. Donner-Banzhoff - Philipps-Universität Marburg, Zentrum für Methodenwissenschaften und Gesundheitsforschung, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • C.O. Schmidt - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung SHIP/KEF, Greifswald, Deutschland
  • M. Dörr - Universitätsmedizin Greifswald, Zentrum für Innere Medizin, Klinik und Poliklinik Innere Medizin B Kardiologie, Greifswald, Deutschland
  • J.-F. Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • A. Angelow - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam145

doi: 10.3205/18degam145, urn:nbn:de:0183-18degam1453

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Klötzer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die kardiovaskuläre Risikobestimmung und -beratung ist ein Schwerpunkt hausärztlicher Tätigkeit. Dazu stehen verschiedene Risikorechner, wie arriba, SCORE-Deutschland und PROCAM, zur Verfügung.

Fragestellung: Ziel der Studie ist der Vergleich der vorhergesagten und beobachteten Ereignisrate der drei Risikorechner.

Methoden: Die Untersuchung ist eine Längsschnittanalyse von Teilnehmenden der bevöllkerungsbasierten Study of Health in Pommerania. Für die eingeschlossenen Probanden wurde das kardiovaskuläre 10-Jahres-Risiko zur Basisuntersuchung mit den drei Algorithmen berechnet. Aus Daten der Folgeuntersuchungen wurden kardiovaskuläre Ereignisraten (Herzinfarkt, Schlaganfall) ermittelt. Als Diskriminierungsmaße wurden das Verhältnis aus prädiziertem und beobachtetem Risiko (P/O-Ratio), Area under the Curve (AUC), Sensitivität und Spezifität berechnet.

Ergebnisse: In die Analyse wurden 1273 Probanden eingeschlossen. Nach 10 Jahren betrug die kardiovaskuläre Ereignisrate 9% (116/1.273). Das P/O-Ratio von arriba für Probanden mit niedrigem, mittlerem und hohem kardiovaskulären Risiko betrug jeweils 0,9; 1,4 und 1,0. von SCORE-Deutschland 0,5; 0,6 und 0,6 und PROCAM hatte ein P/O-Ratio von 2,0; 1,3 und 2,4. Für die Diskriminierung eines hohen kardiovaskulären Risikos lag die AUC bei 0,76 (arriba), 0,82 (SCORE-Deutschland) und 0,74 (PROCAM), die Sensitivität betrug bei arriba 31%,die Spezifität 94%, bei SCORE-Deutschland 46% und 90%. PROCAM hatte eine Sensitivität von 24% und Spezifität von 96%.

Diskussion: Die Vorhersagen der Risikorechner zeigen eine Über- oder Unterschätzung des kardiovaskulären Risikos in einzelnen Probandengruppen. Die Diskriminierung ist vergleichbar mit publizierten Werten zu anderen Risikobestimmungsinstrumenten. Als Grund für die Risikoüberschätzung sollte die Annahme eines konstanten 10-Jahresrisikos in zukünftigen Analysen untersucht werden.

Take Home Message für die Praxis: Alle drei Risikorechner haben in der Praxis eine vergleichbare Vorhersagegüte. Man sollte sich der Ungenauigkeit bewusst sein und gegebenenfalls andere Faktoren in Entscheidungsfindungsprozesse miteinbeziehen.