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Forschung in der Praxis: absolut essentiell
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Veröffentlicht: | 10. September 2018 |
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Hintergrund: Vor fast 100 Jahren schrieb der Herausgeber der DMW, Julius Schwalbe: „Den Wissensschatz der Heilkunde zu vermehren, sind kritische Erfahrungen der Praktiker in der Tat oft nicht weniger geeignet als Beobachtungen von Krankenhausärzten“. Und vor genau 15 Jahren erschien in einer renommierten englischen Zeitschrift eine Art Weckruf für die Forschung in der hausärztlichen Praxis. Seither ist es zu einem massiven Aufschwung der wissenschaftlichen Produktivität aus der Allgemeinmedizin gekommen. Warum ist Forschung in unserem ureigenen Arbeitsbereich von so eminenter Bedeutung?
Eine der wichtigsten Gründe ist, dass Probleme der Allgemeinmedizin am Ort der häufigsten Forschungsaktivität – der Klinik mit ihrem hochselektierten Patientenkollektiv – gar nicht vorkommen. Die Erkenntnisse der Klinik lassen sich daher nicht kritiklos auf ambulante Patienten der primärärztlichen Praxis übertragen.
So wichtig persönliche Erfahrung sind: Fehlende Berücksichtigung auch wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Hausarztmedizin lässt uns bei vielen alltäglichen Problemen im Dunkeln stochern. Dadurch steigt das Risiko, unsere Patienten zu schädigen und langfristig deren Vertrauen in unsere Kompetenz zu verlieren, sowie unsere Reputation zu verspielen. Auch Politik und Öffentlichkeit erwarten für die Honorierung ärztlichen Handelns nicht beliebiges Handeln, sondern wissenschaftliche Grundlagen. Allgemeinmedizinische Forschung gibt daher jeder einzelnen Praxis langfristig eine Art von Zukunftsgarantie.
Wenn wir unsere Handlungsweisen nicht durch eigene Forschungstätigkeit stützen können, werden das andere „für uns“ machen und fälschlicherweise behaupten, ihre Resultate aus ganz anderen Versorgungsbereichen würden auch für den primärärztlichen Sektor gelten.