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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Vergabe von Symptomdiagnosen bei niedrig-dringlichen Patienten in norddeutschen Notaufnahmen – eine Auswertung ärztlicher Diagnosen der PiNo-Nord Studie

Meeting Abstract

  • J. H. Oltrogge - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • I. Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • D. Lühmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • M. Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam134

doi: 10.3205/18degam134, urn:nbn:de:0183-18degam1349

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Oltrogge et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die quantitative Belastung von Notaufnahmen durch niedrig-dringliche Patienten stellt ein wachsendes Problem dar. Im Rahmen der querschnittlichen Beobachtungsstudie „PiNo-Nord“ wurden niedrig-triagierte Notaufnahmepatienten zu Gründen ihrer Inanspruchnahme befragt und Behandlungsdiagnosen ermittelt. 14,6% waren lediglich Symptomdiagnosen.

Fragestellung: Was sind die Eigenschaften der Notaufnahmepatienten, die lediglich Symptomdiagnosen erhielten und welche Prädiktoren lassen sich für die Vergabe von Symptomdiagnosen ermitteln?

Methoden: Es wurden Volljährige und Kinder eingeschlossen, die in einer der fünf teilnehmenden Notaufnahmen (UKE-Hamburg/Marienkrankenhaus-Hamburg/Bethesda-Krankenhaus-Hamburg/Flensburg/Lübeck) an einem der 210 Erhebungstagen registriert wurden und vom Pflegepersonal nicht als „sofort“ oder „sehr-dringend“ behandlungsbedürftig (Manchester-Triage) eingeschätzt wurden.

Ergebnisse: 165 Fällen (14,6%) der Stichprobe (n=1.127, w:47,1%/m:52,9%, Alter 42,7±19,6) wurden lediglich Symptomdiagnosen als abrechnungsrelevant vermerkt. Die häufigsten Symptomdiagnosen waren: Bauchschmerzen (16,7%), Brustschmerzen/Brustkorbsymptome (10,4%), Synkope (4%), Kopfschmerzen (4%) und Tinnitus (3,5%). Patienten mit Symptomdiagnosen zeigten eine häufigere Inanspruchnahme der kassenärztlichen Versorgung (47,3% vs. 35%), eine häufigere Konsultation ihrer Hausärzte (33,6% vs. 25,6%) und Fachspezialisten (22,6% vs. 14,5%). Prädiktoren für die Vergabe einer Symptom-Diagnose waren folgende Konsultationsanlässe: Verdauungsbeschwerden: OR3,52 (95%CI2,3-5,3), Ohr: OR3,23 (95%CI 1,5-7,1), Herz-Kreislauf: OR2,28 (95%CI1,4-3,7), Bewegungsapparat OR0,4 (95%CI0,26-0,61) und Haut OR0,17 (95%CI0,06-0,46).

Diskussion: Diagnosen und Prädiktoren lassen auf funktionelle Beschwerden schließen. Die erhöhte Inanspruchnahme des ambulanten Sektors zusammen mit der Vorstellung in der Notaufnahme spiegelt vermutlich die Suche dieser Patienten nach einer definitiven Diagnose wider und weist auf ein unterversorgtes Patientenkollektiv hin, für das die Ärzte in Notaufnahmen möglicherweise nicht ausreichend sensibilisiert sind.

Take Home Message für die Praxis: Es gibt einen relevanten Anteil an Patienten, die auf Grund einer Symptombelastung mit vermutlich funktionellen Beschwerden übermäßig häufig Hausärzte, Fachspezialisten und Notaufnahmen konsultieren aber auch dort keine definitive Diagnose erhalten.