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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Primärversorgungsreform in Österreich – gibt es Potenzial im Bundesland Tirol?

Meeting Abstract

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  • R. Bertsch - Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • H. Bachler - Tiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Innsbruck, Österreich

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam123

doi: 10.3205/18degam123, urn:nbn:de:0183-18degam1237

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Bertsch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Zusammenschau der Vorteile eines ausgeprägten Primärversorgungssystems wurde 2017 in Österreich ein Primärversorgungsgesetz beschlossen. Das Ziel ist die Stärkung von Allgemeinmedizin und multiprofessioneller Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich. Teamzusammenarbeit sollte ortsübergreifend oder an einem gemeinsamen Standort möglich sein und neben den Vorteilen für PatientInnen auch beteiligte Gesundheitsberufe entlasten. In dieser Arbeit wurde anhand des Reformkonzepts die aktuelle Primärversorgungssituation in Tirol erhoben, was einen Vergleich von Ist- und Soll-Zustand ermöglichen soll.

Fragestellung: Welche innovativen Ansätze im Sinne des Reformkonzeptes existieren bereits in Tirol?

Methoden: Eine Onlineumfrage erfolgte unter niedergelassenen Allgemeinmedizinern in Tirol. Der konzeptorientierte Fragebogen umfasste 15 Fragengruppen zu den Aspekten Erreichbarkeit, Verfügbarkeit, Interdisziplinarität, Arbeitsweise und Zufriedenheit/Zukunftswünsche. Die deskriptive Auswertung erfolgte mit dem Statistikprogramm IBM SPS.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 87 von 572 AllgemeinmedizinerInnen in Tirol teil. Der im Konzept geforderte barrierefreie Zugang ist, insbesondere in städtischen Regionen, oft nicht vorhanden. Die Erhebung der Ordinationsteams zeigte, dass vorwiegend Einzelordinationen existieren (n = 37). Das im Konzept definierte Kernteam konnte nur in ca. 20 % (n = 17) gefunden werden. Die Öffnungszeiten zeigten einen deutlichen Fokus auf die Vormittage. Am Tagesrand haben kaum Ordinationen geöffnet. Die größte Unzufriedenheit betrifft Administrationsaufwand, Finanzierung und Honorierungsmodell. Als Zukunftswünsche wurden Gemeinschaftspraxen und Vertretungsregelungen, gesteigertes Vertrauen durch Stakeholder (je n = 14) sowie ein Bürokratieabbau (n = 12) genannt.

Diskussion: Es besteht der Wunsch nach Gemeinschaftspraxen. Aus Sicht der Allgemeinmediziner haben zudem die Vertrauenssteigerung und ein Bürokratieabbau oberste Priorität zur Umsetzung.

Take Home Message für die Praxis:

  • Wunsch nach Gruppenpraxen
  • Ausprägung geforderter Kernteams noch gering
  • Verbesserung der Öffnungszeiten am Tagesrand
  • Barrierefreien Zugang verbessern
  • Bürokratieabbau gewünscht