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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Polypharmazie im Alter – für die Harnblase ganz schlecht!

Meeting Abstract

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  • A. Astner - BKH Kufstein Gynäkologie & Geburtshilfe, Kufstein, Österreich

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam117

doi: 10.3205/18degam117, urn:nbn:de:0183-18degam1175

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Astner.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland sind ca. 10 Millionen Menschen inkontinent, in Österreich leiden immerhin ca. 450.000 Frauen an einer Harninkontinenz. Polypharmazie entsteht durch die Gabe von mehr als 5 verschiedenen Medikamenten. Im geriatrischen Alltag keine Besonderheit.

Fragestellung: Viele dieser Wirksubstanzen bergen ein hohes anticholinerges Potential und beeinflussen das zentralnervöse System negativ. Die gewünschte Wirkung auf den Kontinenzmechanismus ist großteils unzureichend, Nykturie ist die Folge. Dadurch laufen betagte Menschen hohe Gefahr, durch einen nächtlichen Sturz eine Fraktur zu erleiden. Jedes verordnete Medikament sollte außerdem im Zusammenhang der Blasenfunktion und des ZNS gesehen werden. Zu bedenken ist ebenfalls die sog. „paradoxe Wirkung“ von Wirksubstanzen bei älteren oder sehr betagten Menschen, bedingt durch die vasosklerotisch reduzierte Durchblutung des Gehirns.

Methoden: Im Rahmen eines vaginalen Eingriffs bzw. einer minimal invasiven Bauchspiegelung lassen sich die Sacrouterinligamente beidseits mit einem dünnen, nicht resorbierbaren Mesh-Netz augmentieren. Dadurch wird die Anatomie des Beckenbodens wieder hergestellt.

Ergebnisse: Erste erfolgversprechende Ergebnisse dieser neuen OP-Methode zur Augmentation der bei Prolapspatienten obliterierten Ligamenta sacrouterina werden präsentiert.

Diskussion: Die als Standard wahrgenommene Therapie einer Dranginkontinenz mit Anticholinergika sollte aufgrund der einerseits unzureichenden therapeutischen Effizienz, andererseits der doch beachtlichen Nebenwirkungen samt des sog. „anticholinergen Syndroms“ mit durchaus lebensbedrohlichen Komplikationen (Demenz, Sturzgeschehen, Obstipation, Akkomodationsstörungen, kardiale Probleme) als sehr kritisch eingestuft werden. Neue operative Therapieansätze sind vielversprechend, diese sollten der betroffenen Klientel auf jeden Fall angeboten werden.

Take Home Message für die Praxis: Die Therapie einer Dranginkontinenz mit Anticholinergika sollte aufgrund der unzureichenden Wirkung sowie der beachtlichen Nebenwirkungen bis hin zum anticholinergen Syndrom neu überdacht werden.