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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Eine explorative Untersuchung von Beratungsgesprächen, geführt von ehrenamtlichen Patientenexperten als Schlaganfall-Mentorinnen

Meeting Abstract

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  • N. I. Hansen - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Allgemeinmedizin, Kiel, Deutschland
  • J. Becker - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Allgemeinmedizin, Kiel, Deutschland
  • H. Kaduszkiewicz - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Allgemeinmedizin, Kiel, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam096

doi: 10.3205/18degam096, urn:nbn:de:0183-18degam0967

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Hansen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Es gibt kein einheitliches Konzept zur ambulanten Schlaganfall-Nachsorge. Betroffene werden variabel unterstützt. Ehrenamtliche Versorgungskonzepte wurden bisher nicht untersucht.

Fragestellung: Ziel dieser Arbeit ist es, Anliegen und Probleme Schlaganfall-Betroffener und ihrer Angehörigen in Beratungsgesprächen durch Schlaganfall-Mentorinnen zu explorieren und wie diesen Anliegen entsprochen wird.

Methoden: Qualitative Studie: teilnehmende Beobachtung von 12 persönlichen Beratungsgesprächen durch Mentorinnen des Schlaganfall-Rings Schleswig-Holstein (SRSH) sowie Auswertung von 68 anonymen Telefon-Beratungsprotokollen. Auswertung von Feldnotizen, Memos und Telefonprotokollen mittels ‚QCAmap‘ inhaltsanalytisch nach Mayring.

Ergebnisse: Persönliche Beratungsgespräche betrafen zu 75% Männer nach Schlaganfall, Telefonate zu 59%. Durchschnittlich waren die persönlich Beratenen 61 Jahre alt, die telefonisch Beratenen 64 Jahre. Betroffene berichteten über körperliche Beschwerden (Lähmungen, Sensibilitäts- und Sprachstörungen) sowie über kognitive und psychische Störungen (Depression, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen). Emotionale Belastungen bestanden bezüglich Alltagsbewältigung, Abhängigkeit, familiärer Konflikte und finanzieller Probleme. Hoher Informationsbedarf bestand bezüglich Ursachen, Therapien und Folgen des Schlaganfalls und bei sozialrechtlichen Fragen. Mentorinnen stellten einen persönlichen Bezug zu den Gesprächsinhalten her, indem sie vom eigenen Erkrankungsverlauf und Genesungserfolgen berichteten. Dadurch fühlten Betroffene sich von den Mentorinnen ‚tatsächlich verstanden‘. Mentorinnen motivierten Betroffene, Eigenverantwortung zu übernehmen, eigenständig zu üben und konkrete Ziele zu formulieren.

Diskussion: Die Studie bietet erstmals einen Einblick in die Beratungsleistung von ehrenamtlichen Schlaganfall-Mentorinnen. Diese stärken aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen Motivation und Selbstmanagementfähigkeit von Betroffenen. Das Projekt hat Vorbildcharakter für den Einsatz qualifizierter Laien in der Versorgung. Die Weiterentwicklung des Konzeptes im Sinne einer Professionalisierung und wissenschaftlichen Analyse bezüglich Langzeitergebnissen ist anzustreben.

Take Home Message für die Praxis: Schlaganfall-Betroffene sollten regulär auf Selbsthilfeangebote hingewiesen werden.