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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Opioidgebrauchsstörung bei Hausarzt- und Schmerzpatienten in Deutschland

Meeting Abstract

  • J. Just - Universität Bonn, Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • F. Schwerbroek - Universität Bonn, Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • L. Bingener - Universität Bonn, Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • K. Weckbecker - Universität Bonn, Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam095

doi: 10.3205/18degam095, urn:nbn:de:0183-18degam0957

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Just et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Wirksamkeit und Sicherheit von Opioiden in der Therapie chronischer nicht-Tumorschmerzen (CNTS) ist nicht ausreichend belegt. Der Anteil an Schmerzpatienten, die Opioidmissbrauch betreiben, liegt in den USA schätzungsweise bei 21% bis 29%. In Deutschland ist eine solche Entwicklung bisher nicht beobachtet worden. Allerdings liegen keine Daten zu Missbrauch und Abhängigkeit von Opioiden bei chronischem Nicht-Tumorschmerz in Deutschland vor.

Fragestellung: Wie hoch ist der Anteil von Schmerzpatienten in der ambulanten Versorgung in Deutschland, die in Gefahr sind Opioide missbräuchlich einzusetzen?

Methoden: Wir führten eine prospektive Querschnittsbefragung in Bonner Hausarzt- und Schmerzpraxen während eines Quartals durch. Eingeschlossen wurden alle Patienten die Opioide länger als 6 Monate eingenommen hatten. Der Patientenfragebogen COMM („current opioid misuse measure“) wurde in beiden Settings angewendet. In den schmerztherapeutischen Praxen wurden ebenfalls die Diagnosekriterien für eine „opioid use disorder“ nach DSM V abgefragt.

Ergebnisse: N=91 allgemeinmedizinische (AM) Patienten aus 13 Praxen sowie N=204 schmerztherapeutische (ST) Patienten aus 4 Praxen nahmen teil. Der Anteil an COMM-positiven Patienten als Hinweis auf ein hohes Missbrauchsrisiko lag bei 31,5% (AM) respektive 43,3% (ST). Im Kollektiv schmerztherapeutischer Patienten (ST) wurde die Diagnose „opioid use disorder“ bei 26,5% der Patienten gestellt.

Diskussion: Auch in Deutschland ist das Risiko für eine Opioidgebrauchsstörung bei CNTS vorhanden. Selbst wenn nach wie vor keine Hinweise für eine "Epidemie" vorliegen, können Patienten mit CNTS unter Langzeitopioidtherapie als Risikogruppe angesehen werden.

Take Home Message für die Praxis: Abhängigkeit und Missbrauch sollten als Risiken der Opioidtherapie bei chronischen nicht-Tumorschmerzen Beachtung geschenkt und Risikopatienten routinemäßig gescreent werden.