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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Schilddrüsenuntersuchungen in der ambulanten Versorgung: bevölkerungsbezogene Untersuchung auf Basis einer Kohortenstudie

Meeting Abstract

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  • A. Angelow - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • S. Kiel - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • T. Ittermann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung SHIP/KEF, Greifswald, Deutschland
  • J.-F. Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam087

doi: 10.3205/18degam087, urn:nbn:de:0183-18degam0876

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Angelow et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Schilddrüsenveränderungen und -funktionsstörungen sind häufig. Diagnostik und Versorgung werden oft in der Hausarztpraxis eingeleitet, weisen jedoch eine hohe Varianz auf.

Fragestellung: Die Kohortenstudie untersucht die Häufigkeit von Schilddrüsenuntersuchungen (Hormonbestimmung, Ultraschall) in Abhängigkeit von objektiven Schilddrüsenveränderungen und kodierten Schilddrüsenerkrankungen.

Methoden: Längsschnittanalyse der an die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung gekoppelten Schilddrüsenuntersuchungen der Study of Health in Pomerania (Zeitraum 2002-2016). Häufigkeiten der Untersuchungen im Jahr nach Studienuntersuchung werden als Median sowie 25. und 75. Perzentile (Q1; Q3) angegeben.

Ergebnisse: Von 5.797 Probanden (Durchschnittsalter 55 Jahre, Standardabweichung 15, 47% Männer) lagen objektiv bei 46% (2.677) morphologische Schilddrüsenveränderungen (33% Struma, 40% Knoten, 22% funktionelle Schilddrüsenveränderungen) vor. Davon hatten 30% (816/2.677) auf Basis der Abrechnungs- oder Medikamentendaten eine vorbekannte Schilddrüsenerkrankung, bei 8% (463/5.797) mit kodierter Schilddrüsenerkrankung lag kein pathologischer Befund vor. Bei Probanden mit vorbekannter Schilddrüsenerkrankung (n=1.279) wurden ambulant im Median 4 (Q1:2; Q3:8) TSH-Messungen und bei Probanden ohne vorbekannter Schilddrüsenerkrankung im Median eine (Q1:0; Q3:2) (p=<0,01) abgerechnet. Schilddrüsensonographien wurden bei Probanden mit vorbekannter Schilddrüsenerkrankung im Median einmal (Q1:0; Q3:3) und bei Probanden ohne vorbekannter Schilddrüsenerkrankung nicht (p=<0,01) abgerechnet.

Diskussion: Unerkannte und mit hoher Wahrscheinlichkeit zum größten Teil unbedeutende Normabweichungen der Schilddrüse sind häufig. Die Häufigkeit von Schilddrüsenuntersuchungen und -hormonbestimmungen insbesondere bei vermuteten Schilddrüsenveränderungen liegt deutlich über dem, was klinisch notwendig erscheint. Unzureichende Versorgungskoordination, fehlende Leitlinienempfehlungen und fehlende Evidenz für Monitoringempfehlungen führen vermutlich zu einer Überversorgung und Übermedikation.

Take Home Message für die Praxis: Bei Patienten mit bekannten Schilddrüsenerkrankungen sollte vor jeder Untersuchung kritisch geprüft werden, ob eine Wiederholung der Untersuchung notwendig ist.