gms | German Medical Science

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Obturierendes Ohrenschmalz. Erweiterte Pilotstudie zur Konzeption eines praxisgerechten und standardisierten Vorgehens für die hausärztliche Cerumenentfernung

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • F. Meyer - Allgemeinärztliche Gemeinschaftspraxis, Oettingen, Deutschland
  • E. Meyer - Allgemeinärztliche Gemeinschaftspraxis, Oettingen, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam085

doi: 10.3205/18degam085, urn:nbn:de:0183-18degam0854

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Meyer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Ohrenschmalz wird hausärztlicherseits meist ohne/mit Cerumenolyse gespült. Die Literaturlage dafür ist in Deutschland uneinheitlich und wenig systematisch.

Fragestellung: Unsere unizentrische Praxispilotstudie sollte klären, mit welchen Ergebnissen (Gehörgangssauberkeit, Komplikationsrisiko, Patientenakzeptanz, Altersabhängigkeit) oder Durchführungsschwierigkeiten (Spüldruck-, Wassertemperatur-, Hygieneproblem) bei manueller Gehörgangsspülung ohne/mit variierter Cerumenolyse zu rechnen ist.

Methoden: Benutzt wurde das OtoClear®-Handspülsystem (Halbliterfüllbehälter, Fingerhebelpumpe, Kontrolltemperaturmessstreifen, 3-Wege-Einmalspüldüsen). Die Cerumenolyse erfolgte mit Natriumdocusatdarreichungen (Otowaxol®, Audilyse®), einer Paraffin-Mandelöllösung (Cerustop®) und einer Meerwasserzubereitung (Alvita®). Konsekutive Ohrenkranke beiderlei Geschlechts (≥ 4 Jahre) wurden bei einer (sub-)totalen Zerumenverlegung (Manchaiah Typ 3/4) vom Erstautor mit jeweils 500 ml gespült. Neben Spülungen ohne vorherige Cerumenolyse folgten Reinigungsserien mit dreitägiger Patienten-(Otowaxol®) oder unmittelbarer Arztvorbehandlung (Audilyse®, Cerustop® oder Alvita®). Die korrekte postinterventionelle Otoskopierbarkeit galt als Maßnahmenerfolg.

Ergebnisse: Von 10/2015 bis 02/2018 wurden 354 Patientenohren (143 männlich, 211 weiblich, 4.-104. LJ, Altersmedian 69 LJ) behandelt. Der Behandlungserfolg betrug insgesamt 72%, nahm aber mit zunehmendem Alter signifikant ab (χ2(2) = 22.51, p = .000). Bei 78 unvorbereiteten Ohren war die Spülung altersgruppenübergreifend zu 64,1% erfolgreich, während 276 vorbereitete Ohren produktübergreifend, aber mit altersabhängigem Signifikanzunterschied zu 74,3% 2(1) = 3,12, p = .08) postinterventionell frei waren. Mit den beiden Natriumdocusatdarreichungen präparierte Ohren waren im Unterschied zur Paraffin-Mandelöllösung und Meerwasserzubereitung signifikant (χ2(1) = 6.41 bzw. 6.33, jeweils p = .01) häufiger sauber als unvorbereitete Ohren. Bei über 90Jährigen (n = 12) brachte eine Cerumenolyse keine Ergebnisverbesserung. Die Nebeneffektrate (Allergie, Schwindel, Gehörgangsirritationen) betrug 2%.

Diskussion: Eine Optimierung der Temperaturkontrollmöglichkeit ist überlegenswert.

Take Home Message für die Praxis: Mit den geprüften Vorgehensweisen war alters- und vorbereitungsabhängig bei mindestens zwei von drei Patientenohren des Gesamtkollektivs eine nebenwirkungsarme Cerumenentfernung möglich.