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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Ersatzreligion Medizin – wie viel Medizin überlebt der Mensch?

Meeting Abstract

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  • G. Loewit - Marchegg, Österreich

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam077

doi: 10.3205/18degam077, urn:nbn:de:0183-18degam0771

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Loewit.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Gläubigen der medizinisch-somatischen Religion werden Patienten genannt. Mit einer lebensbegleitenden Untersuchungsdichte noch nie dagewesenen Ausmaßes macht sich die moderne Medizin unentbehrlich und dringt tief in alle Lebensbereiche ein. Guidelines und EBM (evidence-based medicine) ersetzen den kirchlichen Kanon, Percentilen und Normwerte den Katechismus. Die 10 Gebote und ein aus ihrer Befolgung resultierendes glückliches Leben sind genauso utopisch wie der WHO Begriff von Gesundheit und die Einhaltung 100%-iger medizinischer Norm- und Sollwerte. Beide Institutionen verbreiten aber Unsicherheit und Angst, und bieten zugleich Lösungen (Erlösung) an. Dem Vatikan in Rom und seiner Bedeutung für die Kirche entspricht im Bereich der Medizin die WHO mit Sitz in Genf. Statt des einmalig verabreichen Sakraments der Taufe setzt die Medizin zu Beginn des Lebens auf eine Orgie von Untersuchungen und Impfungen. Anstelle der Firmung werden mehr oder weniger sinnlose Schul- und erste Vorsorge- und Eignungsuntersuchungen durchgeführt. Fertilitätsmedizin statt Ehesakrament. Die Hostie des katholischen Sonntags wird in der Medizin mehrmals täglich eingenommen und heißt Tablette. Abtrünnige Priester werden in der Religion „Medizin“ von einer unbarmherzigen Inquisition verfolgt und im besten Fall mit einem Berufsverbot belegt, schlimmstenfalls psychisch vernichtet. Die Kirche der abendländisch medizinischen Religion heißt Krankenanstalt und hat die römisch-katholischen Gotteshäuser schon längst an Größe und Prunk in den Schatten gestellt. Der geschichtliche Zehent findet sich annähernd in den Kosten der modernen Gesundheitssysteme wieder.