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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Demenzdiagnostik bei Menschen mit Migrationshintergrund (BaDeMi-Studie) – Welchen Herausforderungen müssen sich Hausärzte stellen?

Meeting Abstract

  • J. Tillmann - Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • J. Just - Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • K. Weckbecker - Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • B. Weltermann - Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • E. Münster - Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam057

doi: 10.3205/18degam057, urn:nbn:de:0183-18degam0571

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Tillmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Anzahl älterer Patienten mit Migrationshintergrund in Deutschland steigt stark an. Die Demenzdiagnostik, häufig von Hausärzten durchgeführt, kann bei Menschen mit Migrationshintergrund (derzeit 22,5% der Bevölkerung) aufgrund sprachbasierter Diagnoseinstrumente und kultureller Unterschiede herausfordernd sein.

Fragestellung: Welche Barrieren erleben Hausärzte in der Demenzdiagnostik bei ihren Patienten mit Migrationshintergrund und wie gehen sie mit diesen Barrieren um? Welche Informations- und Unterstützungsbedarfe gibt es?

Methoden: Eine Querschnittsbefragung einer Zufallsstichprobe von 1000 Hausärzten in NRW wurde von Oktober 2017 bis Januar 2018 durchgeführt (Rücklaufquote: 34,5%). Es wurde ein schriftlich auszufüllender, standardisierter Fragebogen eingesetzt. Die Ergebnisse wurden sowohl deskriptiv als auch in multivariaten logistischen Regressionsanalysen ausgewertet.

Ergebnisse: 92,3% der Hausärzte haben schon einmal Barrieren in der Demenzdiagnostik bei Ihren Patienten mit Migrationshintergrund erlebt. 87,2% gaben an, dass es vorkam, dass sie Patienten aufgrund dieser Barrieren nicht so behandeln konnten, wie sie es wollten. 68,5% fühlten sich in der Demenzdiagnostik bei Patienten mit Migrationshintergrund unsicher; weitgehend unabhängig von soziodemografischen Charakteristika. 87,2% haben schon einmal Sprachbarrieren erlebt, die die Diagnostik erschwerten oder unmöglich machten. Knapp 70% der Ärzte wünschen sich Informationen darüber, wie sie mit dementen Patienten mit Migrationshintergrund besser umgehen können.

Diskussion: Die häufige Angabe von Problemen und Unsicherheit der Hausärzte in der Demenzdiagnostik zeigt, dass die Bedarfe von Hausärzten und Patienten mit Migrationshintergrund im Kontakt miteinander bisher unzureichend berücksichtigt werden. Flächendeckende (fremdsprachige) Informationsangebote für Patienten und Hausärzte sowie kostenfreie Zugänge zu professionellen Dolmetschern sind wünschenswert.

Take Home Message für die Praxis: Die hausärztliche Demenzdiagnostik bei Patienten mit Migrationshintergrund ist durch Unsicherheiten und zahlreiche Barrieren geprägt. Umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen sind nötig.