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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Grenzwerte der Serumharnsäure – Eine Frage des Standpunktes?

Meeting Abstract

  • B. Engel - Universität Oldenburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Departement für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • O. Spreckelsen - Universität Oldenburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Departement für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • M. Freitag - Universität Oldenburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Departement für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • F. Hoffmann - Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Abteilung Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie, Oldenburg, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam041

doi: 10.3205/18degam041, urn:nbn:de:0183-18degam0414

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Engel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Dass eine Erhöhung der Harnsäure pathognomonisch für die Entwicklung einer Gicht ist, steht außer Frage. Wenn wir aber von einer „Erhöhung“ sprechen, gehen wir von der Abweichung eines Normwertes aus. Für die Harnsäure gibt es bislang keinen definierten Normwert. Unterschiedliche Studien verwenden unterschiedliche Definitionen eines Normwertes. Entsprechend unterschiedlich fallen die Prävalenzdaten bei Untersuchungen zur Hyperurikämie und Gicht aus.

Fragestellung: Wie ist in der deutschen Wohnbevölkerung die Varianz der Hyperurikämieprävalenz bei unterschiedlich verwendeten Definitionen der Hyperurikämie?

Methoden: Ausgewertet wurden Daten der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1). Eingeschlossen wurden Teilnehmer, bei denen Laborwerte vorlagen (n=7.115). Insgesamt wurden 6 verschiedene Grenzwerte aus der Literatur ermittelt und auf die Daten angewendet.

Ergebnisse: Es zeigte sich eine große Bandbreite der Hyperurikämie-Prävalenzen (2,2-34,6%) bezogen auf die unterschiedlich definierten Normwerte. Der durchschnittliche Harnsäurewert lag bei 4,66mg/dl. Bei insgesamt 9,7% der Teilnehmer wurde jemals eine Diagnose Gicht/Hyperurikämie gestellt. Bei 3,9% wurde die Diagnose auch in den letzten 12 Monaten gestellt.

Diskussion: Allein wenn wir die rheumatologischen Grenzwertempfehlungen (<6mg/dl) mit pathophysiologischen Überlegungen(< Löslichkeitsprodukt = < 6,8mg/dl) vergleichen erhalten wir Prävalenzen der Hyperurikämie von 18,9% bzw. 8,7%. Daher ist eine Über- oder Unterdiagnostik je nach Standpunkt naheliegend. Eine dezidierte Untersuchung des Harnsäurespiegels und dessen direkten Folgen drängt sich auf um einen adäquaten Normbereich festzulegen.

Take Home Message für die Praxis: Der kritische Umgang mit den Harnsäure-Grenzwerten der Labore ist sehr zu empfehlen. Weitere Studien müssten folgen, um die Grenzwerte einheitlich zu definieren.