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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Prävention im Fokus: Risiken medikamentös induzierter und/oder aggravierter oropharyngealer Dysphagie bei geriatrischen Patienten

Meeting Abstract

  • S. Gregor - Universitätsklinikum Halle (Saale), Pharmakotherapie-Management, Halle, Deutschland
  • G. Walter - Diakoniekrankenhaus Geriatrie, Halle, Deutschland
  • C. Naumann - Diakoniekrankenhaus Geriatrie, Halle, Deutschland
  • S. Plontke - Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Halle, Deutschland
  • S. Bartel - Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Halle, Deutschland
  • A. Wienke - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Halle, Deutschland
  • U. Wolf - Universitätsklinikum Halle (Saale), Pharmakotherapie-Management, Halle, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam033

doi: 10.3205/18degam033, urn:nbn:de:0183-18degam0338

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Gregor et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Eliminierbare Dysphagie-Risiken sind zu identifizieren.

Fragestellung: Ziel ist die Untersuchung der Ursachen einer oropharyngealen Dysphagie bei geriatrischen Patienten mit Fokus auf die Polypharmazie.

Methoden: In einer retrospektiven Querschnittstudie einer Zufallsstichprobe von 200 Patienten einer Klinik für Geriatrie werden am Aufnahmetag umfangreiche Daten neben der detaillierten Medikamentenliste und der ausführlichen klinischen Schluckuntersuchung nach Stanschuss bei allen Patienten als Dysphagie-Screening erhoben.

Ergebnisse: Bei den 200 Patienten (mittleres Alter 84 +/- 6,5 Jahre; 65% weibl.) beträgt die Dysphagie-Prävalenz 29 % (n=58). Im Vergleich zu Frauen (mit 21%) weisen Männer eine höhere Rate auf (45%). Dysphagie findet sich ohne Alterseffekt häufiger bei Patienten aus Heimen (36%) als aus eigenem Haushalt (27%). Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, COPD und Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts zeigen kein erhöhtes Risiko einer Dysphagie. Dysphagie-Patienten haben ein 1,5-fach erhöhtes Peumonie-Risiko (95%KI=(0,65; 3,58)). ZNS-Erkrankungen (ZNSE) weisen ein 6,9-faches signifikantes Risiko einer Dysphagie (95%KI= (3,7; 14,8)) auf. Weitere signifikante Assoziationen ergeben sich für Neuroleptika mit OR=2,5 (95%KI=(1,2; 5,04)) - adjustiert nach (adj.n.) ZNSE: OR=1,9 (95%KI=(0,88; 4,31)); Antiparkinson-Mittel: OR=2,8 (95%KI=(1,19; 6,73)) - adj.n. ZNSE: OR=1,3 (95%KI=(0,52; 3,51)); Benzodiazepine: OR=4,4 (95%KI=(1,01;18,93)) - adj.n. ZNSE: OR=2 (95%KI=(0,42; 9,5)); Antiepileptika: OR=1,4 (95%KI=(0,40;5,08)) adj.n. ZNSE: OR=1,7 (95%KI=(0,41;7,03)). Bei Einnahme von Antidepressiva besteht ein 2,1 faches Risiko für eine Dysphagie (95%KI=(0,96; 4,72)), unverändert nach ZNSE-Adj.

Diskussion: Sowohl bei Patienten mit als auch ohne ZNS-Erkrankungen lassen sich Medikamentengruppen identifizieren, die ein signifikantes Risiko einer Aggravierung respektive Induktion einer Dysphagie aufweisen.

Take Home Message für die Praxis: Restriktive Indikationsstellungen für Neuroleptika, Benzodiazepine und Antidepressiva könnten zu einer Prävention der Dysphagie beitragen und erfordern Implementierung in zukünftige Leitlinien.