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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Langzeitpilotstudie zur Evaluierung einer nicht apparativen, deutschsprachigen Hörweitenprüfung mit standardisierten Flüsterzahlen (HWPF) zur Detektion alltagsrelevanter Schallempfindungsschwerhörigkeiten (ASH) bei Patienten

Meeting Abstract

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  • F. Meyer - Allgemeinärztliche Gemeinschaftspraxis, Oettingen, Deutschland
  • E. Meyer - Allgemeinärztliche Gemeinschaftspraxis, Oettingen, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam017

doi: 10.3205/18degam017, urn:nbn:de:0183-18degam0170

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Meyer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Alltagsrelevante Schallempfindungsschwerhörigkeiten (Alters-, Lärmschwerhörigkeit) können eine Verständnisdiskrepanz von Umgangs- und Flüstersprache aufweisen. Englischsprachigen Studien zufolge sind Betroffene dadurch mit einem „whispered voice test“ detektierbar.

Fragestellung: Unter Einbeziehung älterer Testergebnisse haben wir seit 2005 in einer Hausarztpraxis unizentrisch eine nicht apparative, deutschsprachige Hörweitenprüfung mit standardisierten Flüsterzahlen (HWPF) evaluiert.

Methoden: Mittelohrgesunden Patienten ab dem 24. Lebensjahr (LJ) wurden viersilbige Zahlen (Freiburger Sprachverständnistest) in Umgangs- und Flüstersprache unter Schallabschirmung des Gegenohres im Praxissprechzimmer bei 4 m beginnend vorgetragen. Bewertete Hörweite war jene Distanz, bei der 3 Flüsterzahlen korrekt nachgesprochen wurden. Mittels Reintonaudiometrie (0,5; 1; 2; 4 kHz) wurden dann die Patientenhörschärfe als Goldstandard und die prozentualen Hörverluste (PHV) beider Prüfungen aus etablierten Tabellen ermittelt. Als Cut-Off einer alltagsrelevanten Schallempfindungsschwerhörigkeit (ASH) galt ein PHV > 37%.

Ergebnisse: Von 08/2005 - 11/2017 wurden 864 Ohren (493 männlich, 371 weiblich; 24< 61,92 >93 LJ) geprüft, in Altersgruppen 1-3 unterteilt (1: 24.-44 LJ n = 115; 2: 45.-65. LJ n = 357; 3: > 66 LJ n = 392) und SPSS gestützt ausgewertet. Mittels HWPF wurde eine ASH in Ag 1 mit einer Sensitivität (Spezifität) von 100 (98)% [Likelihood-Ratio positiv/negativ LR+/-: 50,00 / 0,00; ROC-AUC: 0,991], in Ag 2 mit einer Sensitivität (Spezifität) von 94 (90)% [LR+/-: 9,40 / 0,07; ROC-AUC 0,931], in Ag 3 mit einer Sensitivität (Spezifität) von 99 (56)% [LR+/-: 2,30/0,02; ROC-AUC 0,774] identifiziert. Die Korrektklassifikationsrate betrug kollektivübergreifend 92,1%.

Diskussion: Zur Verallgemeinerung der unizentrisch gefundenen Resultate wird eine multizentrische Studienfortführung diskutiert.

Take Home Message für die Praxis: Die Hörweitenprüfung mit Flüstersprache detektiert sensibel eine alltagsrelevante Schallempfindungsschwerhörigkeit und passt gut in einen nicht-apparativen, hausärztlichen Untersuchungskanon.