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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Welchen Einfluss hat die hausärztlichen Versorgung auf die Mortalität? – Eine Routinedatenanalyse

Meeting Abstract

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  • W. Herrmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • C. Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • I. Schmidtmann - Universitätsmedizin Mainz, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Mainz, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam014

doi: 10.3205/18degam014, urn:nbn:de:0183-18degam0144

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Herrmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Evidenz für die Bedeutung einer starken hausärztlichen Rolle im Gesundheitssystem beruht vor allem auf ökologischen Studien in der Tradition von Starfield. Es gibt wenige Analysen auf individueller Ebene, jedoch bisher nicht aus Deutschland.

Fragestellung: Welchen Einfluss hat die hausärztlichen Versorgung auf die Überlebenszeit?

Methoden: Die Abrechnungsdaten von 2011-2015 von 100.000 AOK-Versicherten wurden analysiert. Die hausärztliche Versorgung wurde mittels Usual Provider of Care Index (Anzahl der Kontakte mit Hausärzten innerhalb einer Praxis im Verhältnis zu allen Kontakten in acht Quartalen) gemessen. Es wurde eine Cox-Regression mit zeitabhängigen Kovariaten adjustiert für Alter, Geschlecht, Gesamtzahl der Kontakte und Morbidität (Charlson Update Index) durchgeführt.

Ergebnisse: 5.247 Versicherte verstarben von 2013 bis 2015. Bei Versicherten bis 60 Jahren und geringer Morbidität zeigte sich kein Einfluss des Usual Provider of Care Indexes auf die Überlebenszeit, bei Versicherten ab 60 Jahren mit geringer Morbidität (Charlson Update Index < 5) war der Einfluss eines höheren Anteils an Hausarztkontakten an allen Arzt-Patienten-Kontakten negativ auf die Überlebenszeit. Bei Versicherten mit einer hohen Morbidität (Charlson Update Index >= 5) war ein höherer Usual Provider of Care Index positiv für die Überlebenszeit außer bei Frauen in der höchsten Altersgruppe.

Diskussion: Limitationen der Arbeit sind insbesondere die Abrechnungsdaten inhärenten Einschränkungen und, dass der Soziale Status als wichtiger Confounder nicht berücksichtigt werden konnten. Die Ergebnisse zeigen aber klar auf, dass in Analysen zur Wirkung der hausärztlichen Versorgung die Interaktion mit Alter und Morbidität berücksichtigt werden müssen.

Take Home Message für die Praxis: Eine größere Bedeutung der hausärztlichen Versorgung ist vor allem bei Patienten mit einer größeren Anzahl chronischer Erkrankungen wichtig und vorteilhaft.