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52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

13.09. - 15.09.2018, Innsbruck, Österreich

Die Bedeutung der Blutdruckmessung für die Behandlungsqualität von Hypertoniepatienten

Meeting Abstract

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  • D. Jobst - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • S. Niederhofer - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland

52. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Innsbruck, Österreich, 13.-15.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18degam013

doi: 10.3205/18degam013, urn:nbn:de:0183-18degam0137

Veröffentlicht: 10. September 2018

© 2018 Jobst et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die arterielle Hypertonie ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen. Ungenügende Blutdruck-(RR)-Kontrollen und mangelnde Aufmerksamkeit der Ärzte für die Erkrankung („Clinical Inertia“) sind literaturbelegte Gründe dafür, dass nur ungefähr ein Drittel der hausärztlichen Patienten medikamentös gut eingestellt ist.

Fragestellung: Wie gut erfassen einzelne Kontrollmessungen die Blutdrucksituation eines Patienten? Als Nebenzielparameter interessierte uns, welche Unterschiede im ärztlichen Handeln die Therapiequalität der Blutdruckeinstellung bestimmten.

Methoden: Es wurden nach Einverständniserklärung 273 Patienten mit antihypertensiver Dauermedikation aus sieben Hausarztpraxen rekrutiert, als sie für Wiederholungsrezepte in die Arztpraxen kamen. Bei jedem Patienten führte eine MFA eine RR-Indexmessung durch, bei Werten über 140/90mmHg eine zweite. Den jeweils niedrigeren RR-Wert verglichen wir mit allen dokumentierten RR-Werten des vorangegangen Jahres; auch die verordneten Antihypertensiva wurden erhoben.

Ergebnisse: Der positive Vorhersagewert (PPV), einen hypertensiven Patienten zu erkennen, betrug in unserer Stichprobe 71,4%. Erkannte hypertensive Patienten hatten auch bei früheren Messungen höhere Blutdrücke als normotone Patienten bei der Indexmessung (p<0,001). Bei Hypertensiven war ärztlicherseits seltener und langsamer auf erhöht gemessene Werte reagiert worden - mit weiteren RR-Messungen oder durch Anpassung der Medikation (p<0,001). Normotone RR-Werte bei der Indexmessung korrelierten positiv mit der Häufigkeit früher durchgeführter RR-Messungen. Allerdings war bei 25% der Patienten im betrachteten Jahr keine einzige RR- Messung dokumentiert worden.

Diskussion: Wenn auch die Vorhersagekraft einer einzelnen RR-Messung mäßig war, kann aufgrund unserer Ergebnisse ein Zusammenhang zwischen Messhäufigkeit und Therapiequalität vermutet werden.

Take Home Message für die Praxis: Dass bei 25% der Hypertoniepatienten RR- Werte fehlen, ist problematisch. Häufigere Blutdruckkontrollen und deren Dokumentation könnten die Therapie verbessern.