gms | German Medical Science

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

Flüchtlinge in der Hausarztpraxis

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • T. Menke - Praxis Thomas Menke, Gross-Zimmern

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam287

doi: 10.3205/16degam287, urn:nbn:de:0183-16degam2879

Veröffentlicht: 19. September 2016

© 2016 Menke.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Seit 2014/2015 ist die Zahl der Flüchtlinge in Europa sprunghaft angestiegen mit >1 Million Asylsuchenden aus dem Nahen und Mittleren Osten(Syrien, Afghanistan, Iran, Pakistan) und Afrika für das Jahr 2015 allein in Deutschland, viele davon Kinder und Jugendliche. Die adäquate medizinische Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe stellt das deutsche Gesundheitssystem vor große Herausforderungen in der Zukunft. Während die Erstuntersuchung der Flüchtlinge durch das Asylverfahrensgesetz in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung sowie die Erstuntersuchung bei unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern durch das Gesundheitsamt in Frankfurt nach einem einheitlichen Standard erfolgt, ist über den weiteren Verlauf nach Unterbringung in den Kommunen und die jeweilige Krankheitsgeschichte bisher nur wenig bekannt. Auch wenn die anfänglich vielzitierte erhöhte Infektionsgefahr durch ungewöhnliche Infektionskrankheiten(seltene Tropenkrankheiten) bei Asylsuchenden so nicht Bestand zu haben scheint, so hat doch fast jede Arztpraxis in Deutschland dazu lernen müssen in der medizinischen Grundversorgung dieser Patientengruppe.

Fragestellung: Stellen Infektionskrankheiten von Flüchtlingen und Asylsuchenden tatsächlich ein Risiko für die einheimische Bevölkerung dar sind sie gesünder oder kränker als die einheimische Bevölkerung? Beeinflusst das Vorliegen einer Versicherungskarte bei UMA gegenüber dem Behandlungsausweis vom Sozialamt das medizinische Leistungsangebot?

Welches sind die besonderen Probleme bei der Betreuung von sogenannten unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern(UMA) in der Hausarztpraxis und wie könnte die medizinische Betreuung durch eine Jugendgesundheitsuntersuchung in Analogie zur J1/J2 Untersuchung verbessert und durch ein Vorsorgeheft oder Gesundheitspass dokumentiert werden?

Methoden: Über einen Beobachtungszeitraum von zwei Jahren (2014-2016) sollen die Behandlungsdaten der beteiligten Hausarztpraxen gesammelt und analysiert werden. Die beteiligten Praxen sollten eine ausreichende Anzahl von Flüchtlingen/Asylbewerbern betreut haben, ca. 25 Patienten pro Jahr um eine ausreichende Erfahrung mit diesem Patientenklientel nachzuweisen und eine statistische Vergleichbarkeit bzw. Auswertung der Daten zu ermöglichen. Es soll zur Datenerfassung ein einheitlicher Dokumentationsbogen verwandt werden und ein möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt einzuführender Flüchtlingsgesundheitspass evaluiert werden.

Ergebnisse: Die Behandlungsdaten sollen in Anlehnung an das sogenannte Bremer Modell gesammelt und analysiert werden, d.h. Diagnosegruppen nach ICD 10, Schwerpunktthemen wie Infektionskrankheiten und Impfungen, Psychiatrische und psychische Störungen, sonstiges z.B. Hautbefunde, Notfallversorgung.

Diskussion: Die Ergebnisse sollten zu einer Verbesserung des Informationsflusses zwischen den beteiligten Praxen und anderer Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienst wie den Gesundheitsämtern in Frankfurt und Darmstadt beitragen, welche ähnlich wie z.B. die Malteser Migranten Medizin über eine langjährige Erfahrung in der Betreuung von Flüchtlingen verfügen.

Ein erster Schritt zu einer dringend notwendigen Vernetzung in diesem Bereich bestünde aus gemeinsamen Fortbildungsveranstaltungen und der Teilnahme an diesem Forschungsprojekt.

Aus der Literatur wäre zu erfahren wie die Gesundheitssysteme anderer Länder, welche über ein besser funktionierendes Primärarztsystem verfügen (Holland, Gross-Britannien, Schweden) mit dem Flüchtlingszustrom und dessen medizinischer Versorgung lernen umzugehen.