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50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

Entscheidungsrelevante Faktoren für Krankenhauseinweisungen älterer Hausarztpatienten

Meeting Abstract

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  • T. Schleef - Medizinische Hochschule Hannover Institut für Allgemeinmedizin, Hannover
  • U. Junius-Walker - Medizinische Hochschule Hannover Institut für Allgemeinmedizin, Hannover

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam159

doi: 10.3205/16degam159, urn:nbn:de:0183-16degam1591

Veröffentlicht: 19. September 2016

© 2016 Schleef et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Seit einigen Jahren wird ein deutlicher Anstieg ungeplanter Krankenhauseinweisungen in der älteren Bevölkerung registriert (Chenore et al. 2013, Groening et al. 2013). Verschiedene quantitative Studien haben international eine ausgeprägte Varianz im Einweisungsverhalten von Hausärzten nachgewiesen, diese Unterschiede konnten jedoch nur teilweise durch Patienten-, Arzt- oder Praxismerkmale erklärt werden (Rossdale et al. 2007, O´Donnell 2000). Die wenigen qualitativen Studien sind auf Pflegeheimbewohner fokussiert oder erfolgten ohne Bezug zu einer speziellen Patienten(alters)gruppe (McDermott et al. 2012, Simmonds et al. 2012). In Deutschland ist die hausärztliche Einweisungspraxis kaum untersucht (Kühlein et al. 2011).

Fragestellung: Aufgrund welcher krankheits- und kontextbezogenen Kriterien entscheiden sich Hausärzte für eine akute Krankenhauseinweisung ihrer älteren Patienten?

Methoden: Es wurden leitfadengestützte Interviews mit 12 Hausärzten zu insgesamt 18 Patientenfällen durchgeführt. Die Auswertung orientierte sich am Thematischen Kodieren nach Flick: Zunächst erfolgten fallbezogene Analysen, anschließend wurde ein fallübergreifendes Kategoriensystem entwickelt.

Ergebnisse: Ausgehend von einer Einzelfallbeschreibung und angereichert durch die Analyse weiterer Fälle wird die Komplexität der Entscheidung für eine Krankenhauseinweisung von alten Patienten beschrieben: Parallel zur Bewertung der medizinischen Kriterien erfolgt eine Risikoabwägung zwischen möglichen negativen Auswirkungen eines Krankenhausaufenthaltes und dem Nicht-Einweisen. Die häusliche Versorgungssituation sowie die mangelnde zeitnahe Verfügbarkeit diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten innerhalb ambulanter Versorgungsstrukturen werden ebenfalls zur Begründung von Einweisungsentscheidungen herangezogen.

Diskussion: Die Entscheidung für eine ungeplante Krankenhauseinweisung älterer Hausarztpatienten ist sehr komplex. Die medizinische Bewertung im Sinne eines abwendbar gefährlichen Verlaufes steht dabei nicht immer im Vordergrund, die Vulnerabilität, das soziale Umfeld und wahrgenommene Lücken im ambulanten Versorgungssystem sind ebenfalls durchaus entscheidungsrelevant.