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50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

Lässt sich der Verlauf von Multimorbidität vorhersagen? Prognostische Variablen für die Entwicklung der Krankheitsschwere

Meeting Abstract

  • I. Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin - Hamburg, Deutschland
  • H. Hansen - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin - Hamburg, Deutschland
  • H. van den Bussche - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin - Hamburg, Deutschland
  • M. Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin - Hamburg, Deutschland

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam126

doi: 10.3205/16degam126, urn:nbn:de:0183-16degam1261

Veröffentlicht: 19. September 2016

© 2016 Schäfer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Multimorbidität ist in der älteren Bevölkerung hochprävalent und scheint mit negativen Endpunkten wie funktionalen Einschränkungen und einem erhöhten Mortalitätsrisiko einherzugehen. Trotzdem ist bislang wenig untersucht, welche Faktoren den Verlauf von Multimorbidität beeinflussen können.

Fragestellung: Wie beeinflussen Soziodemographie, psychosoziale Variablen und das Gesundheitsverhalten den Verlauf von Multimorbidität?

Methoden: In der MultiCare Cohort Study wurden 158 Hausärzte und 3.189 multimorbide Patienten im Alter 65-84 in acht deutschen Großstädten rekrutiert. Die Befragung erfolgte in vier Erhebungswellen zwischen 2008 und 2013. Endpunkt der Analysen war die nach Schweregrad von 0=“unbedeutend“ bis 4=“sehr schwer“ gewichtete Krankheitsanzahl. Die Daten wurden mit multivariaten linearen Regressionsrechnungen in gemischten Mehrebenenmodellen analysiert.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Krankheitsschwere war bei Baseline 11,2 und nahm mit jedem Follow-Up um 0,6 zu. Frauen hatten eine um 0,8 geringere Krankheitsschwere als Männer. Niedrigeres Alter (-0,1 pro Jahr), hoher Bildungsstand (-1,1) und höheres Einkommen (-0,6 pro logarithmische Einheit) waren mit niedrigerer Krankheitsschwere assoziiert. Je höher die körperliche Aktivität (-0,3 pro 1.000 IPAQ-Punkte), der Alkoholkonsum (-0,2 pro AUDIT-C-Punkt) und die soziale Unterstützung (-0,3 pro F-SOZU-K14-Punkt) waren und je weniger geraucht wurde (-0,01 pro Packyear), desto geringer fiel der Anstieg der Krankheitsschwere aus.

Diskussion: Mit weitgehendem Verzicht auf Tabakkonsum im Lebensverlauf und einer Steigerung der physischen Aktivität könnte sich die Zunahme der Multimorbiditätslast im Alter verringern lassen. Da es sich dabei um die stärksten beeinflussbaren Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen handelt, betrifft dies vermutlich vor allem kardiovaskulär bedingte Krankheiten. Die Steigerung der wahrgenommenen sozialen Unterstützung ist ein weiterer vielversprechender Ansatzpunkt. Die Rolle des Alkoholkonsums, wird noch zu klären sein.