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50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

29.09. - 01.10.2016, Frankfurt am Main

Vermeidung von Unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) – Einbindung einer Risikobewertung einschließlich Pharmakogenetik in die hausärztliche Therapie

Meeting Abstract

  • K. Kaumanns - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Forschungsabteilung, Bonn
  • M. Bleckwenn - Universität Bonn Institut für Hausarztmedizin, Bonn
  • K. Kastenmüller - Universität Bonn Institut für Hausarztmedizin, Bonn
  • J. Stingl - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Forschungsabteilung, Bonn
  • K. Weckbecker - Universität Bonn Institut für Hausarztmedizin, Bonn

50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Frankfurt am Main, 29.09.-01.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16degam115

doi: 10.3205/16degam115, urn:nbn:de:0183-16degam1152

Veröffentlicht: 19. September 2016

© 2016 Kaumanns et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Für die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteltherapien sind neben klinischen Parametern, wie Patientenalter, Nierenfunktion, Komedikation und Vorerkrankungen, auch pharmakogenetische Faktoren, wie Polymorphismen der arzneistoffmetabolisierenden Enzyme, von Bedeutung. Bisher ist eine routinemäßige Risikobewertung, insbesondere unter Einbeziehung einer pharmakogenetischen Diagnostik, jedoch nicht im Hausarztalltag vorgesehen.

Fragestellung: Wie häufig kommen UAW-Risikofaktoren bei älteren Hausarztpatienten vor und inwiefern werden sie im Praxisalltag in Therapieentscheidungen miteinbezogen?

Methoden: Im Sinne eines Mixed-Method-Ansatzes werden zunächst Baselinedaten zu Medikation, Alter, Nierenfunktion und Genotypen der bisher eingeschlossenen Patienten (n=176) der IDrug-Studie (individualisierte versus standardisierte Risikoinformation bei UAW-Hochrisikopatienten) bezüglich Risiken, wie Nierenfunktionseinschränkungen, Drug-Drug-Interactions und Drug-Gene-Interactions ausgewertet. Zudem wird mithilfe eines Fragebogens ermittelt, inwiefern die teilnehmenden Hausärzte vor Studienbeginn individuelle, insbesondere auch pharmakogenetische, Risikofaktoren erhoben haben.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 74±7 Jahre. Die mittlere Glomeruläre Filtrationsrate lag bei 68±18 ml/min/1,73m3. Zusätzlich zu den Antithrombotika (insbesondere Phenprocoumon, Clopidogrel und Rivaroxaban), die zu den Einschlusskriterien der Studie zählten, nahmen die Patienten im Median 6 [1-19] Medikamente ein, davon am häufigsten Simvastatin, Bisoprolol und Pantoprazol. Risikogenotypen für CYP2C9 fanden sich bei 31,4%, für CYP2C19 bei 28,0% und für VKORC1 bei 15,4% der Patienten. Diese Baselinedaten werden bezüglich Häufigkeit und Ausmaß von UAW-Risikofaktoren ausgewertet. Die Ergebnisse werden anschließend im Hinblick auf die im Fragebogen ermittelte Situation im Praxisalltag diskutiert.

Diskussion: Insbesondere bei älteren Hausarztpatienten liegen häufig mehrere UAW-Risikofaktoren vor, so dass bei Ihnen die Arzneimitteltherapiesicherheit besondere Beachtung finden sollte. Mithilfe der Auswertungen wird evaluiert, in welchem Ausmaß Patientenrisiken bestehen und inwieweit sie bereits im hausärztlichen Alltag berücksichtigt werden.