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Gibt es Stadt-Land-Unterschiede bei Hausbesuchen? Erste Ergebnisse der 5. Sächsischen Epidemiologischen Studie in der Allgemeinmedizin (SESAM-5)
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Veröffentlicht: | 19. September 2016 |
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Hintergrund: Hausbesuche sind eine unverzichtbare Versorgungsleistung in der hausärztlichen Primärversorgung. Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Stadt-Land-Gefälles in der Versorgungsdichte ist jedoch zu prüfen, ob Anzahl und Dauer von Hausbesuchen zu einer regionalen und somit systematischen Benachteiligung in der Arbeitsbelastung von Hausärzten führt. Für Deutschland liegen zu diesem Aspekt keine aussagekräftigen Daten vor [1].
Fragestellung: In welchem Ausmaß unterscheidet sich der durchschnittliche Arbeitsaufwand von ärztlichen Hausbesuchen zwischen ländlichen, klein- und großstädtischen Regionen?
Methoden: In der Primärdatenerhebung SESAM-5 (Erhebungszeitraum: 01.07.2014 – 30.06.2015) wurden Inhalte und organisatorische Merkmale von Hausbesuchen im hausärztlichen Setting erfasst. Dabei wurde die aktuelle häusliche Versorgung von sächsischen Patienten durch 3.779 ärztlich durchgeführte Hausbesuche von 253 Hausarztpraxen ausgewertet. Diese Analyse fokussiert auf die regionalen Disparitäten in der zeitlichen Belastung der ärztlichen Hausbesuchstätigkeit.
Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Gemeindegröße ein signifikanter Prädiktor für die wöchentliche Arbeitsbelastung bei Hausbesuchstätigkeiten darstellt. In den ländlichen Regionen (unter 5.000 Einwohner) wurden pro Hausarzt durchschnittlich ca. 16 Besuche pro Woche durchgeführt und hierfür knapp neun Arbeitsstunden investiert. Dahingegen wurden in den großstädtischen Regionen (über 100.000 Einwohner) durchschnittlich rund 13 Hausbesuche wöchentlich realisiert und rund sechs Arbeitsstunden dafür aufgewendet.
Diskussion: Stratifiziert nach regionaler Einteilung werden die Ergebnisse zur Erzeugung einer Informationsbasis über die ärztliche Hausbesuchsanzahl, Patientenverweildauer und Fahrtzeit beitragen. Es werden Empfehlungen – adressiert an die Entscheidungsträger in Politik und Gesundheitswesen – zur Überwindung der systematischen Benachteiligung durch regionale Unterschiede und zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung abgeleitet, z.B. durch gesundheitspolitische Maßnahmen in der Vergütungspolitik, verstärkter Delegation oder womöglich einer Substitution in unterversorgten Räumen.