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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

IQuaB – Improving Quality by Benchmarking, Verbesserung der Versorgungsqualität nach 2 Jahren Intervention in Südtirol

Meeting Abstract

  • G. Piccoliori - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • A. Engl - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • A. Mahlknecht - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Insitut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich
  • M. Abuzahra - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • A. Sönnichsen - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam026

doi: 10.3205/15degam026, urn:nbn:de:0183-15degam0261

Veröffentlicht: 26. August 2015

© 2015 Piccoliori et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Zahl chronisch Kranker nimmt dramatisch zu. Jeder vierte Südtiroler ist chronisch krank. Die Zahl der chronisch Kranken soll 2030 auf 32% steigen. Die leitliniengerechte Betreuung dieser Patienten stellt für den Hausarzt eine große Herausforderung dar.

Studienfrage: Es sollte bewiesen werden, dass systematische Erfassung und regelmäßiges Benchmarking von Versorgungsindikatoren mit aktivem Feedback an die teilnehmenden Hausärzte unterstützt von Besprechungstreffen zu einer evidenz-basierteren Patientenversorgung führen.

Methoden: Es wurden 99 Qualitätsindikatoren (QI) der Patientenversorgung zu acht häufigen chronischen Krankheiten festgelegt. Ein eigens dazu entwickeltes Programm extrahierte die Versorgungsdaten aus den Praxisprogrammen, setzte sie in QI um, die der Hausarzt mit Referenzwerten vergleichen konnte. Außerdem vernetzte es telematisch alle Teilnehmer, damit sie jeder Zeit die eigenen Werte mit dem Durchschnitt der Gruppe vergleichen konnten. Es wurden 3 offizielle Datenerhebungen durchgeführt: zu Beginn, nach einem und nach 2 Jahren. Die Teilnehmer erhielten 2 Mal ein schriftliches Feedback mit einer Zusammenfassung ihrer Ergebnisse.

Ergebnisse: Es nahmen 36 Hausärzte an der Studie teil, die in etwa insgesamt 50.000 Personen betreuten. Davon wurden zirka 13.000 chronisch Kranke monitorisiert. Insgesamt ist die Qualität der Versorgungsindikatoren nach 2 Jahren deutlich gestiegen. Als Beispiel hat sich die regelmäßige Bestimmung des HbA1c als Prozessindikator von 48% auf 56% aller Diabetikern (Medianwerte) signifikant gebessert. Der Anteil von Diabetikern mit einem HbA1c unter 7% ist von 43% auf 55% gestiegen. Ein eigens dazu entwickelter Quality Score hat sich nach 2 Jahren um 49% gebessert.

Diskussion: Das aktive Feedback an die Hausärzte über die Qualität ihrer Patientenversorgung anhand von messbaren Indikatoren führt zu einer leitliniengerechteren Versorgung chronisch Kranker und könnte als kontinuierliches Audit eingeführt werden.


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