gms | German Medical Science

48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

ManRück: hausärztliche, prospektive, multizentrische, Prä-post-Interventionsstudie zum Effekt einer standardisierten Manualtherapie bei akuten unspezifischen Rückenschmerzen

Meeting Abstract

  • L. Blase - Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum öffentliche Gesundheitspflege, Hannover, Deutschland
  • S. Ernst - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Biometrie, Hannover, Deutschland
  • E. Hummers-Pradier - Universität Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • G. Schmiemann - Universität Bremen, Versorgungsforschung des Instituts für Public Health und Pflegeforschung, Bremen, Deutschland
  • H. Lingner - Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum öffentliche Gesundheitspflege, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam118

doi: 10.3205/14degam118, urn:nbn:de:0183-14degam1186

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Blase et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Akute unspezifische Rückenschmerzen (RS) sind mit einer Prävalenz von 58-76% (1,2) ein häufiger hausärztlicher Beratungsanlass. Zur Behandlung der RS empfehlen die Leitlinien körperliche Aktivierung, Meiden von Bettruhe und Analgetika [1].

Studienfrage: Führt die zusätzliche Anwendung einer standardisierten manuellen Therapie (MT) durch sonst manualtherapeutisch naive Hausärzte (HA) bei Patienten mit RS zu einer schnelleren Beschwerdelinderung?

Methoden: In der kontrollierten Prä-post-Studie (03.2012–12.2013) schlossen 14 HA zunächst 42 Patienten mit RS konsekutiv in die Kontrollgruppe (KG) ein und behandelten sie “as usual“. Im Anschluss an eine 2.5h manualtherapeutische Schulung rekrutierten die HA 45 weitere konsekutive Patienten für die Interventionsgruppe (IG) und behandelten diese mit Add-on-MT. Einschlusskriterien: Alter 18–50 Jahre, ≤14 Tage andauernde RS, schriftl. Einverständniserklärung. Behandlungsverlauf und Studienendpunkte wurden durch Fragebögen und RS- „Tagebücher“ zu T0 (Baseline), nach 1, 6 und 12 Wochen (T1, T2, T3), dokumentiert. Primäre Endpunkte:

1.
Schmerzreduktion von Baseline zu Tag 3 (VAS),
2.
Zeit bis zur Schmerzreduktion von mind. 2 VAS-Punkten und gleichzeitiger Schmerzmittelfreiheit.

Sekundäre Endpunkte: Schmerzstärke (VAS), Analgetikagebrauch (Tagebuch), Funktionskapazität (FFbH-R), Überweisungsrate, Inanspruchnahme weiterer Therapieformen und Arbeitsunfähigkeitsdauer.

Ergebnisse Die globale Überlegenheit der Add-on MT konnte durch

1.
Nichtunterlegenheit um 1 Punkt auf der VAS-Skala in Bezug auf die mittlere Schmerzreduktion (IG-KG 0.309 [-0.8;1.4]) und
2.
Überlegenheit bei der Ereigniszeitverteilung bzgl. des zweiten primären Endpunktes

gezeigt werden (p=0,021). Die IG zeigte einen geringeren Analgetikakonsum, geringere Schmerzintensität zu T1 und bessere Funktionswerte bis zu T2.

Diskussion Wir konnten zeigen, dass mit einer standardisierten, von HA ausgeführten Add-on-MT im Vergleich zur alleinigen leitliniengerechten Therapie eine raschere Schmerzreduktion bei RS erzielt werden kann.


Literatur

1.
Koes BW, van Tulder M, Lin CW, Macedo LG, McAuley J, Maher C. An updated overview of clinical guidelines for the management of non-specific low back pain in primary care. Eur Spine J. 2010 Dec;19(12):2075-94.
2.
Ellert U, Wirz J, Ziese T. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Telefonischer Gesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts (2. Welle): Deskriptiver Ergebnisbericht. Berlin: Robert Koch-Institut; 2006. S. 37-8.
3.
Schmidt CO, Raspe H, Pfingsten M, Hasenbring M, Basler HD, Eich W, et al. Back pain in the German adult population: prevalence, severity, and sociodemographic correlates in a multiregional survey. Spine (Phila Pa 1976). 2007 Aug 15;32(18):2005-11.