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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Missbrauch von Substitutionsmitteln in der Therapie der Opiatabhängigkeit

Meeting Abstract

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  • K. Weckbecker - Universitätsklinik Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • L. Heister - Universitätsklinik Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • M. Bleckwenn - Universitätsklinik Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam106

doi: 10.3205/14degam106, urn:nbn:de:0183-14degam1060

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Weckbecker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die substitutionsgestützte Therapie der Opiatabhängigkeit ist heute ein Standard der Suchtmedizin und wird überwiegend in hausärztlichen Praxen durchgeführt. Ein Problem ist die Gefahr des Missbrauches der Substitutionsmittel, die durch zahlreiche gesetzliche Vorschriften vermindert werden soll. Trotzdem weisen Studien durch Befragungen in Drogenkonsumräumen auf eine hohe Missbrauchsrate hin. Diese Daten sind jedoch nicht auf alle Substitutionspatienten übertragbar. Untersuchungen zum Missbrauch bei Substitution im hausärztlichen Setting fehlen bisher. Fragestellung: Welchen Stellenwert hat der Missbrauch der verordneten Substitutionsmittel im hausärztlichen Setting?

Methode: Wir konnten über 600 von Substitutionspatienten ausgefüllte Fragebögen auswerten. Der von uns entwickelte Fragebogen umfasst u.a. die in den bisherigen Studien angewendeten Fragen zum Beikonsum und Missbrauch der verschriebenen Substitute. Die Fragebögen wurden in Substitutionspraxen im Rahmen der Substitution verteilt und konnten von den Patienten anonym abgegeben werden.

Ergebnisse: Die Patienten geben an, daß der Missbrauch von Substitutionsmitteln nur eine untergeordnete Rolle spielt. Während 37% der Patienten angeben, in den letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert zu haben, liegt der Anteil aller missbräuchlich verwendeten Substitutionsmittel bei knapp 10%. 29% der Befragten gaben an, in den letzten 30 Tagen Heroin konsumiert zu haben. Das häufigste missbräuchlich konsumierte Medikament sind nicht die verschiedenen Substitutionsmittel sondern die Benzodiazepine mit 16%.

Diskussion: Unsere Daten zeigen, daß der Missbrauch von Substituten in hausärztlichen Praxen deutlich niedriger ist als erwartet. Auffallend hoch ist der Missbrauch von Benzodiazepinen. Vor dem Hintergrund dieser Daten sind die Regularien unter denen Substitution in Deutschland durchgeführt wird, kritisch zu diskutieren.