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Welche Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 werden von Hausärzten als „schwierig“ erlebt?
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Hintergrund: Die Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) beansprucht einen relevanten Anteil hausärztlicher Arbeitszeit. Zu wissen, welche Patienten mit T2DM vom Hausarzt als schwierig erlebt werden, kann daher ein Schritt zu einem besseren Umgang und einer höheren Arbeitszufriedenheit sein.
Studienfrage: Was zeichnet die als schwierig erlebten Patienten mit T2DM aus?
Methoden: 51 Hausärzte machten Angaben zu 586 ihrer Patienten mit T2DM (u.a. zur Frage, ob ein Patient als „schwierig“ erlebt wird). Zu 314 dieser Patienten liegen ebenfalls Angaben aus einem Patienten-Fragebogen vor. Analyse: GEE Schätzungsgleichungen (Praxis als Subjektvariable) mit 4 Prädiktorblöcken: soziodemographische Merkmale, klinische Merkmale, ärztl. Einschätzung des Patienten, patientenseitige psychologische Variablen.
Ergebnisse: 165 von 586 Patienten (28%) wurden von den Hausärzten als „schwierig“ bezeichnet; in fast jeder Praxis (48 von 51) mindestens einer. Von insgesamt 29 Variablen sind folgende mit einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, vom Arzt als „schwieriger Patient“ wahrgenommen zu werden: soziodemogr.: Männer mit geringer Schulbildung (OR 7,5); klinisch: Nicht-Teilnahme an Diabetes-Schulung (OR 1,7), schwere andere Erkrankung (OR 1,7), höherer HbA1c (OR 1,4); ärztl. Einschätzung: geringere Compliance (OR 3,5); psychologisch: vom Patienten erlebte Störung des täglichen Lebens durch den Diabetes (OR 2,2). U.a. Alter, BMI, diabetes-assoziierte Komorbiditäten, Deutschkenntnisse und Lebensqualität zeigen keinen Einfluss auf die ärztliche Wahrnehmung.
Diskussion: Die vorliegende Analyse lässt keine Kausalschlüsse zu. Eine abzuleitende Hypothese wäre, dass Hausärzte diejenigen Patienten mit T2DM als „schwierig“ empfinden, bei denen sie als Arzt bestimmte Ziele nicht erreichen: Schulungsteilnahme, niedriger HbA1c, Einhalten von Absprachen (Compliance). Ein Umschwenken von diesen Ansprüchen hin zu lebensnahen Zielen des Patienten (SMART) sowie zur Verantwortungsübergabe an den Patienten könnte die Belastung bei der Versorgung von Patienten mit T2DM reduzieren.