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Frühwahrnehmung in Abgrenzung zur Früherkennung – Berücksichtigung hausärztlicher Spezifika in der Versorgung von Menschen mit Demenz
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Hintergrund: Internationale Studien weisen auf eine geringe Sensitivität der hausärztlichen Erkennung leichter Demenzen hin. In der Folge wird die Etablierung demenzspezifischer Aus-, Fort- und Weiterbildung zur Verbesserung der Früherkennung gefordert. Allerdings zeigt die Studienlage, dass eine reine Wissensvermittlung zu keinen nachhaltigen Veränderungen bei der Erkennung von Demenzen in der hausärztlichen Praxis führt.
Studienfrage: Welche Barrieren wirken auf die Frühwahrnehmung und diagnostische Herangehensweise bei demenziellen Symptomen? Welche Empfehlungen für ein hausärztliches diagnostisches Vorgehen lassen sich daraus ableiten?
Methoden: Im CADIF Projekt (Changing Attitudes towards Dementia in Family Practice; BMBF-Förderung im Kompetenznetz Degenerative Demenzen) wurden in einer Metasynthese qualitativer Studien zu hausärztlichen Einstellungen und einem Review zu Interventionen Handlungspfade zur Früherkennung von Demenzen ermittelt. In einem multiprofessionellen Team wurde eine Vorgehensempfehlung bei Demenzverdacht an die hausärztliche Versorgungssituation angepasst und Leitlinienempfehlungen gegenübergestellt.
Ergebnisse: Interviewstudien mit Hausärzten zeigen, dass deren systemzentriertes Bild von Früherkennung und eine Kopplung von Erkennung und Aufklärung die aktive Früherkennung verzögern können. Das im CADIF-Team erarbeitete diagnostische Vorgehen stellt daher die Frühwahrnehmung kognitiver Defizite in den Mittelpunkt, welche – zunächst losgelöst von Testdiagnostik – eine erhöhte Aufmerksamkeit im Praxisteam einschließt. Die dann zu erwägende Thematisierung kognitiver Defizite ist in einem ersten Schritt auf eine geriatrische Betrachtung in Absprache mit dem Patienten beschränkt.
Diskussion: Es bedarf eines Umdenkens in der Formulierung von Handlungsempfehlungen unter Einbezug der hausärztlichen Versorgungsrealität hin zur Frühwahrnehmung in Abgrenzung zur Früherkennung. Dabei gilt es, die Patientenzentrierung durch frühe Thematisierung kognitiver Veränderungen in den Fokus zu rücken und für die Risiken antizipierter Patientenwünsche zu sensibilisieren.