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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Verlauf und Risikofaktoren neuropathischer Beschwerden nach Sepsis

Meeting Abstract

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  • S. Kausche - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • K. Schmidt - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • J. Gensichen - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam062

doi: 10.3205/14degam062, urn:nbn:de:0183-14degam0628

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Kausche et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Mit geschätzten 60.000 Todesfällen pro Jahr ist die Sepsis dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Weitere 85.000 Patienten überleben jährlich eine schwere Sepsis oder einen septischen Schock. Langzeitfolgen sind bisher wenig untersucht und werden in der Nachsorge oft nicht erkannt. Funktionelle Einschränkungen sind hier oft im Sinne polyneuropathischer Genese.

Studienfragen:

1.
Welche Risikofaktoren machen neuropathische Beschwerden bei Patienten nach schwerer Sepsis wahrscheinlich?
2.
Welcher Verlauf ist für Patienten mit geringer versus ausgeprägter neuropathischer Symptomatik innerhalb der ersten 6 Monate nach Entlassung von der Intensivstation (ITS) zu erwarten?

Methoden: Im Rahmen der BMBF-geförderten SMOOTH-Studie wurden bei 145 Sepsis-Patienten (Kontrollgruppe) innerhalb eines Monats nach ITS-Entlassung (T1) sowie 6 Monate nach ITS (T2) die gesundheitsbezogene Lebensqualität (ShortForm-36 [1], hier auch Daten 3 Monate vor ITS (T-1) vorhanden), die Intensität neuropathischer Beschwerden (NSS [2]) sowie sozioökonomische Daten erfasst. Mittels binär-logistischer Regression wurden Risikofaktoren für hohe NSS-Scores zu T1 ermittelt. Für die Verlaufsuntersuchung wurden NSS-Mittelwerte zu T1 und T2 betrachtet und t-Tests zu Gruppenunterschieden und Mittelwertveränderungen über die Zeit durchgeführt.

Ergebnisse: Als Risikofaktoren konnten das Geschlecht und die körperliche Gesundheit vor der ITS-Behandlung als signifikant identifiziert werden. Frauen (OR=0,35; p=0,024) und Patienten mit gut wahrgenommener körperlicher Gesundheit (OR=0,96; p=0,044) entwickeln seltener neuropathische Beschwerden nach schwerer Sepsis. Die Symptomatik bei starken neuropathischen Beschwerden zu T1 nahm im Verlauf zu T2 signifikant ab (p<0,001), bei geringen Beschwerden jedoch signifikant zu (p=0,037).

Diskussion: Post-Sepsis-Patienten können auch bei keinen/wenig neuropathischen Beschwerden im Verlauf eine zunehmende Symptomatik entwickeln. Eine fortlaufende Neuropathie-Diagnostik im hausärztlichen Bereich scheint empfehlenswert. Risikogruppen sollten frühzeitig erkannt werden. Eine strukturierte Schulung der Hausärzte zur Sepsis-Nachsorge könnte das Auftreten potentieller Langzeitfolgen reduzieren.


Literatur

1.
Bullinger M, Kirchberger I. SF36 Fragebogen zum Gesundheitszustand. Handanweisungen. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe Verlag für Psychologie; 1998.
2.
Haslbeck M, Luft D, Neundörfer B, Stracke H, Hollenrieder V, Bierwirth R. Diabetische Neuropathie. Diabetologie. 2007;2(Suppl. 2):150-6.