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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Die Assoziation von Adipositas und chronischem Schmerz bei multimorbiden Patienten in der Hausarztpraxis

Meeting Abstract

  • S. Carmienke - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • M. H. Freitag - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • U. Altmann - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • B. Wiese - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • S. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • J. Gensichen - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Multicare Study Group

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam060

doi: 10.3205/14degam060, urn:nbn:de:0183-14degam0609

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Carmienke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Querschnittsstudien bei Menschen ≥65 Jahre berichteten eine starke Assoziation zwischen Adipositas und chronischem Schmerz. Bisher fehlen longitudinale Analysen.

Studienfrage: Haben ältere multimorbide Patienten mit Adipositas ein höheres Risiko, im Verlauf chronische Schmerzen zu entwickeln als nichtadipöse ältere multimorbide Patienten?

Methoden: Longitudinale Analyse der MultiCare Kohorte (Follow-up [Fu] 15 Monate), einer multizentrischen, prospektiven Kohortenstudie von 3.189 multimorbiden, älteren Patienten (65-85 Jahre zu Baseline) in der Hausarztpraxis in Deutschland. Davon gingen 2.554 Patienten mit vollständigen Daten in die Analyse ein. Adipositas (Body Mass Index [BMI] ≥30 kg/m², Bauchumfang [WC] m/w ≥88/≥101 cm, Waist to Hip Ratio [WHR] m/w ≥0,85/≥1,0) und chronischer Schmerz zur Baseline (Graded Chronic Pain Scale [GCPS], Grad 0 vs Grad ≥1) werden als Prädiktoren für chronische Schmerzen im Fu (GCPS Grad 0 vs Grad ≥1) mit einer binär-logistischer Regression untersucht. Adjustiert wurde für soziodemographische Merkmale, Adipositas- und Schmerzassoziierte Erkrankungen sowie Schmerzmittelkonsum zu Baseline.

Ergebnisse: Zu Baseline berichteten 2020 Patienten (79,09%) chronischen Schmerz. Von den 534 Patienten (20,9%), die zu Baseline schmerzfrei waren, gaben 230 Patienten (43,07%) bei der Fu-Erhebung chronischen Schmerz an. BMI war nach multivariater Adjustierung zu Fu mit chronischem Schmerz signifkant assoziiert (OR [95% CI] 1,33 [1,02-1,73]). Die Zusammenhänge zwischen WHR und WC gemessen zu Baseline und chronischen Schmerz im Fu waren nicht signifikant.

Diskussion: Die Ergebnisse deuten an, dass multimorbide ältere Patienten mit Adipositas eine Risikogruppe für die Entwicklung chronischer Schmerzen darstellen. Allgemeinärzte sollten dies deshalb in die Beratung über gesundheitliche Risiken von Adipositas und Lebensstilgewohnheiten aufnehmen, um späteren Erkrankungen vorzubeugen. Weitere Studien sollten ggf. im experimentellen Design diesen Zusammenhang vertiefend untersuchen.

BMBF-Fkz. 01ET0729