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Das Göttinger Auswahlverfahren für Medizinstudierende – eine Erweiterung zum Numerus Clausus
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Hintergrund: Die Auswahl geeigneten Bewerber für das Medizinstudium ist häufig Gegenstand öffentlicher Diskussionen, dabei wird u.a. das Gewicht der Abiturnote kontrovers beurteilt. Seit 2004 können bis zu 60% der Studierenden von den Hochschulen ausgewählt werden (AdH), wobei die Durchschnittsnote (DN) der Hochschulzugangsberechtigung in jedem Auswahlschritt zum überwiegenden Teil berücksichtigt werden muss. An der UMG besteht das AdH seit 2 Semestern aus einem strukturierten Interview und 4 praktisch-kommunikativen Fertigkeitsprüfungen (Multiples-Mini-Interview: MMI). Um den hohen Aufwand zu rechtfertigen, interessiert neben Detailauswertungen, wie viele Bewerber einen Studienplatzerhalten haben, die ihn allein über die DN nicht bekommen hätten.
Methoden: Soziodemographische Daten der Bewerber incl. DN und Berufsausbildung wurden von der Stiftung Hochschulstart übermittelt. Die entstandenen Scores aus dem AdH wurden in SPSS-21 überführt. Neben deskriptiven Analysen wurden Pearson-Korrelationen, Mittelwertsvergleiche über t-Tests, sowie Varianzanalysen durchgeführt.
Ergebnisse: Nach einer Vorauswahl (Göttingen als 1.Ortspräferenz, DN incl. Bonierung medizinnaher Berufe von 0,3) wurden für das WiSe 2013/2014 221 Bewerber eingeladen. 164 Bewerber kamen nach Göttinge: 68% weibl., 32% männl., 16 (10%) mit bonierter Ausbildung, Alter im Mittel19,8 Jahre (17-34). Die DN variierte von 1,0 bis 1,9 (M=1,36;SD=0,22). Es zeigten sich keine Geschlechterunterschiede bezüglich der AdH-Scores. Bewerber mit Berufsausbildung hatten leichte Vorteile im Interview (d=0,43, p=0,140) und dem MMI (d:0,31-0,86, p:0,185-0,005). Die DN korrelierte weder mit dem Interview noch mit dem MMI. Unter den tatsächlich Zugelassenen haben 23 (31%) eine DN von 1,4 -1,9 und somit den Studienplatz nur durch das AdH erhalten. Hätte nur die DN einen Einfluss auf die Zulassung gehabt, hätten nur Bewerber mit einer 1,0 einen Studienplatz erhalten. Hätte die DN nur in der Vorauswahl einen Einfluss, hätten 40 Bewerber (47%) einen Studienplatz erhalten (DN 1,4-1,9).