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PRIorisierung von MUltimedikation bei Multimorbidität (PRIMUM): Cluster-RCT in Hausarztpraxen zeigte keine Effekte auf die Angemessenheit der Verschreibung
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Hintergrund: Zur Unterstützung angemessener Verordnungen (VO) von Arzneimitteln bei älteren, multimorbiden Patienten wurde die PRIMUM-Intervention (Medikationsanamnese durch MFA der Hausarztpraxis mittels Medikations-Monitoring-Liste u. brown bag review sowie computerassistierte Optimierung der VO u. Kommunikation durch den Hausarzt) entwickelt u. pilotiert [1], [2], [3].
Studienfrage: Ist die PRIMUM-Intervention wirksam, um die Angemessenheit der VO bei älteren multimorbiden Patienten zu verbessern?
Methoden: PRIMUM war eine pragmatische, cluster-randomisierte, kontrollierte Studie in 72 Praxen (Cluster) mit 505 Patienten (≥60 J., ≥3 Dauerdiagnosen, ≥5 Dauermedikamente) mit Datenerhebung an Baseline (T0), 6 (T1) u. 9 (T2) Monate nach T0 mittels praxisbasierter Dokumentation, Patienten-Fragebogen u. –Telefoninterview. Die Differenz im Medication Appropriateness Index (MAI) [4], [5] T1–T0 war primäres, MAI T2-T0 sekundäres Outcome. A priori wurden 217 Pat./Gruppe benötigt, um einen Gruppenunterschied d=0,3 (Power 0,80; α=0,05; 2-seitiges Signifikanzniveau) zu zeigen. Die Auswertung im Mehrebenenmodell unter Berücksichtigung der Clusterstruktur erfolgte Intention-to-treat.
Ergebnisse: Die Patienten waren ø 72 J. alt, 52% weiblich u. erhielten ø 8,1 VO/Pat. Die Ärzte waren ø 50 J. alt, 57% männlich, ø 23 J. klinisch tätig. Die MAI-Differenz T1-T0 verbesserte sich in der Interventionsgruppe (IG: 36 Praxen, 252 Patienten) um 0,3 (T0: 4,8 [STD 5,2]; T1: 4,6 [5,5]), in der Kontrollgruppe (KG: 36 Pr., 253 Pat.) um 0,8 (T0: 4,6 [5,8]; T1: 3,8 [4,3]) ohne signifikanten Gruppenunterschied (d=0,7 [95%CI -0,2; 1,6]; p=0,137; ICC=0,045; effect size=0,1 – adjustiert für clustering u. baseline). Die MAI-Differenz T2-T0 war ähnlich (IG: -0,1 [STD 5,7], KG: -0,4 [5,8]).
Diskussion: Die Zahl der in der Studie behandelten Patienten mit unangemessenen VO war trotz leichter Überrekrutierung zu gering, um Interventionseffekte über die Zeit oder zwischen Gruppen zu zeigen. Die Identifikation geeigneter Risikomerkmale multimorbider Patienten für unangemessenes Verordnen in der Hausarztpraxis ist erforderlich.
BMBF-Fkz: 01GK0702; Register: ISRCTN99526053; Ethik-V.: E 46/10
Literatur
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- Namyst A, Ziegemeyer A, Guethlin C, Werner B, Harder S, Haefeli WE, Rochon J, Beyer M, Erler A, Gerlach FM, et al. Eine komplexe Intervention bei älteren, multimorbiden Patienten mit Multimedikation war in der Hausarztpraxis praktikabel: die Perspektive von Hausärzten/innen in einer cluster-randomisierten Pilotstudie (PRIMUM; BMBF-Fkz: 01GK0702) [Abstract]. Z Allg Med. 2010;86:89.
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- Ziegemeyer A, Guethlin C, Werner B, Harder S, Haefeli WE, Rochon J, Beyer M, Erler A, Gerlach FM, van den Akker M, et al. Eine komplexe Intervention bei älteren, multimorbiden Patienten mit Multimedikation war in der Hausarztpraxis praktikabel: die Perspektive von Medizinischen Fachangestellten in einer cluster-randomisierten Pilotstudie (PRIMUM; BMBF-Fkz: 01GK0702) [Abstract]. Z Allg Med. 2010;86:80.
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