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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Metamizol-assoziierte unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Eine systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse

Meeting Abstract

  • T. Kötter - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • B. da Costa - Universität Bern, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Bern, Schweiz
  • M. Fässler - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland; Universität Zürich, Institut für Biomedizinische Ethik, Zürich, Schweiz
  • E. Blozik - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • K. Linde - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • P. Jüni - Universität Bern, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Bern, Schweiz
  • S. Reichenbach - Universität Bern, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Bern, Schweiz; Universitätsspital Bern, Universitätsklinik für Rheumatologie, Klinische Immunologie und Allergologie, Bern, Schweiz
  • M. Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam041

doi: 10.3205/14degam041, urn:nbn:de:0183-14degam0414

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Kötter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Metamizol wird in vielen Ländern der Welt zur Schmerztherapie (z.B. bei Kolik- oder postoperativem Schmerz) eingesetzt. Die Agranulozytose ist als seltene, aber schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) seit langem bekannt. Informationen zu Art und Häufigkeit von nicht-hämatologischen UAW sind hingegen spärlich, eine Synthese der vorliegenden Evidenz fehlt.

Studienfrage: Ist Metamizol im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln und Placebo eine sichere Alternative?

Methoden: Wir durchsuchten CENTRAL, MEDLINE, EMBASE und CINAHL, Register für klinische Studien und Referenzlisten gefundener Publikationen. Wir schlossen randomisierte kontrollierte Studien ein, die Metamizol bei Erwachsenen in jeder Applikationsform für jede Indikation mit anderen Schmerzmitteln oder Plazebo verglichen. Zwei Gutachter extrahierten unabhängig voneinander Daten zu methodischen Charakteristika und UAW. Sie beurteilten u.a. Verblindung und Angemessenheit der Erhebung von UAW und statischen Analyse. Zur Synthese der Ergebnisse führten wir für jede Vergleichsmedikation (incl. Placebo) eine separate Metaanalyse durch. Der vorab festgelegte Endpunkt war jede nicht-hämatologische UAW.

Ergebnisse: Von den 696 potentiell relevanten Studien erfüllten 79, die insgesamt 3.716 Patienten umfassten, die Einschlusskriterien. In den Metaanalysen fanden wir keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Gesamtzahl an UAW, Studienabbrüchen allgemein und Studienabbrüchen in Verbindung mit UAW. Kein Patient, der Metamizol erhielt, erfuhr eine schwere UAW. Die Studien wurden fast ausschließlich im stationären Bereich durchgeführt, dauerten im Median 24 Stunden und waren von insgesamt mittelmäßiger Qualität.

Diskussion: Für den kurzfristigen Einsatz unter stationären Bedingungen, z.B. zur Behandlung von Kolik- oder postoperativen Schmerzen, scheint Metamizol eine sichere Alternative zu anderen weitverbreiteten Schmerzmitteln zu sein. Hochqualitative Studien, die die mittel- und langfristige Sicherheit von Metamizol auch im ambulanten Setting untersuchen, werden dringend benötigt.