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Potentiell inadäquate Medikation bei älteren Personen in Österreich: ein bundesweite Prävalenzstudie
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Hintergrund: Potentiell inadäquate Medikation (PIM) ist assoziiert mit einem Anstieg von unerwünschten Arzneimittelereignissen, Spitalseinweisungen und Kosten.
Studienfrage: Bundesweite Erhebung der Prävalenz von PIM bei allen Personen im Alter von 70 Jahren in Österreich.
Methodik: Wir haben die Medikamentenverordnungen aller Versicherten im Alter von >70 Jahren analysiert, die von den insgesamt 19 gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2012 zur Abrechnung gelangten. Medikamentenverordnungen mit einem Preis von ≤ €5.15 konnten nur dann in die Analyse einbezogen werden, wenn die Versicherten entweder dauerhaft oder zeitweise von der Rezeptgebühr befreit waren. Die Beurteilung der potentiellen Unangemessenheit eines Medikamentes erfolgte anhand der 2012 publizierten österreichischen PIM Liste.
Ergebnisse: Insgesamt erhielten 52,4% aller 1.123.832 Versicherten im Jahr 2012 mindestens eine von der Versicherung rückerstattete PIM Verordnung. Die Verordnungsrate war bei Frauen (56,9%) signifikant höher als bei Männern (45,8%). Die drei Medikamentenkategorien, aus denen am häufigsten PIMs verordnet wurden, waren NSAR (28,9%), Vasodilatatoren (16,0%) und psychotrope Medikamente (12,5%). Die drei am häufigsten verordneten Einzelsubstanzen waren Diclofenac (18,3%), Ginkgo biloba (12,5%) und Tramadol (8,9%). Bei Versicherten, die von der Rezeptgebühr dauerhaft oder zeitweise befreit waren und bei denen somit auch Medikamente mit einem Preis unter der Rezeptgebühr erfasst werden konnten, lagen psychotrope PIMs in der Verordnungsprävalenz mit 33,3% und 28,3% an erster Stelle.
Schlussfolgerungen: In Österreich sollten bundesweite Anstrengungen unternommen werden, bei älteren Menschen die Verordnungsprävalenz von potentiell unangemessenen Medikamenten, besonders von potentiell unangemessenen psychotropen Medikamenten, zu senken.