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Selbstwirksamkeit, Veränderungsmotivation und psychische Belastung – Baseline-Daten einer Cluster-randomisierten Interventionsstudie (SMADS)
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Hintergrund: Funktionierendes Selbst-Management ist ein wichtiger Bestandteil des Krankheits- und Behandlungsverlaufes im hausärztlichen Setting. Diesem Konstrukt liegen Erwartungen an die eigene Selbstwirksamkeit zugrunde: Verbessert sich die Selbstwirksamkeit, steigt die Kontrolle über das eigene Leben und das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst.
Studienfrage: Um mehr über die Bereitschaft für eine niedrigschwellige, psychosoziale Intervention zu erfahren, analysierten wir den Zusammenhang von Selbstwirksamkeit (gemessen mit der GSE-Skala), Veränderungsmotivation (gemessen mit einer Skala des FERUS-Fragebogens) und psychischer Belastung auf der Basis des PHQ-D.
Methoden: Der Analyse liegen Baseline-Daten einer Cluster-randomisierten Interventionsstudie zur Selbstmanagementförderung von Patienten mit Angst, Depression und Somatoformen Störungen (SMADS) im hausärztlichen Setting zugrunde. 290 PatientInnen in 20 hausärztlichen Praxen wurden zur Erwartung an ihre Selbstwirksamkeit, zu ihrer Veränderungsmotivation und zur Ausprägung somatoformer, depressiver und ängstlicher Symptome befragt.
Ergebnisse: 290 (Kontrollgruppe: 193, Interventionsgruppe 97) PatientInnen (psychisch mindestens leicht beeinträchtigt, ohne aktuelle Psychotherapie) willigten ein, an der Studie teilzunehmen, 64,5% Frauen und 35,5% Männer, die im Schnitt 39,6 Jahre alt waren. Ein Viertel (KG 25%, IG 26,8%) berichtete über schwere Beeinträchtigung durch somatoforme, ein Fünftel (KG 14,8%, IG 33,0%) über eine stark ausgeprägte depressive Symptomatik, ca. 15% (KG 12,0%, IG 19,6%) waren stark durch Angst-Symptome beeinträchtigt. Je mehr Selbstwirksamkeit die PatientInnen für sich in Anspruch nahmen, desto weniger Veränderungsmotivation (KG r=-0,491 p<0,001, IG r=-0,602 , p<0,001) brachten sie auf – trotz psychischer Belastung. Die Daten zeigen auch, dass gerade depressiv beeinträchtigte PatientInnen von einer besonders stark ausgeprägten Veränderungsmotivation (KG r=0,605 p<0,001, IG r=0,478 p<0,001) berichteten.
Schlussfolgerung: Selbstwirksamkeit und Veränderungsmotivation sind bei PatientInnen mit psychischen Beeinträchtigungen invers aufeinander bezogen. Beide psychischen Konstrukte beeinflussen durch ihre Gegenläufigkeit Behandlungsplanung und –verlauf. Um den Erfolg einer psychosozialen Intervention abschätzen zu können, scheint es sinnvoll und notwendig, die Relation beider Einflußfaktoren vorab in Erfahrung zu bringen.