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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Pentaerythritol tetranitrate: Welche Auswirkungen hat das Ende der Erstattungsfähigkeit auf die symptomatische Therapie der Angina pectoris?

Meeting Abstract

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  • T. Grimmsmann - Medizinischer Dienst der Krankenversicherung M-V e.V., Schwerin, Deutschland
  • J.-F. Chenot - Abteilung Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • A. Angelow - Abteilung Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam019

doi: 10.3205/14degam019, urn:nbn:de:0183-14degam0192

Veröffentlicht: 11. September 2014

© 2014 Grimmsmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Pentaerithrityltetranitrat (PETN) ist ein langwirksames Nitrat zur symptomatischen Therapie der stabilen koronaren Herzerkrankung, das bis zum Ende der Erstattungsfähigkeit mangels Nutzennachweises 2011 häufig verordnet wurde [1].

Studienfrage: Wir untersuchen Effekte der Beendigung der PETN-Erstattungsfähigkeit auf alternative antianginöse Medikamente.

Methoden: Diese Beobachtungsstudie analysiert Verordnungsdaten von 514.006 gesetzlich Versicherten von 07/2011 bis 12/2012. Für Patienten, die bis Ende 2011 PETN erhielten, wurde der Beginn einer alternativen Therapie mit langwirksamen Nitraten, Molsidomin, Ivabadrine oder Ranolazine untersucht. Zwischen Patienten mit und ohne alternativer Therapie wurde die Verordnung kurzwirksamer Nitrate, β-Blocker und Calciumkanal-Blocker (CCB) verglichen.

Ergebnisse: Im 2. Hj 2011 erhielten 12.763 Patienten PETN (2,2 Mio definierte Tagesdosen, DDD). Davon erhielten 5% bereits vor Ende der Verordnungsfähigkeit von PETN eine Alternative. Im 2. Hj 2012 erhielten 52% eine neue und 43% keine alternative Therapie. Die Anzahl verordneter DDD alternativer antianginöser Therapien nahm um 1,0 Mio DDD zu. Die Umstellung erfolgte auf ISDN/ISMN (82%), Molsidomin (16%), Ivabradin (3%) und Ranolazin (8%). In der Patientengruppe mit Umstellung auf eine alternative Therapie waren die Verordnungsraten für kurzwirksamer Nitrate, β-Blocker und CCB nach der Umstellung unverändert (Nitroglycerin: 11%, β-Blocker: 64%, CCB: 29%). In der Patientengruppe ohne Umstellung auf alternative Therapie waren die Verordnungsraten nach vs. vor Absetzen von PETN für Nitroglycerin 6% vs. 9%, für β-Blocker 64% vs. 66% und für CCB 29% vs. 30%. Bei ähnlichem Wirkstoffspektrum blieb die Wirkstoffanzahl pro Patient nach Absetzen von PETN bei Patienten mit alternativer Therapie unverändert bei 9 und nahm bei Patienten ohne alternative Therapie um einen Wirkstoff auf 8 ab.

Schlussfolgerungen: Ein hoher Anteil der mit PETN behandelten Patienten erhielt nach Ende der Erstattungsfähigkeit von PETN keine alternative antianginöse Therapie. Das Ende der Erstattungsfähigkeit wurde häufig genutzt, um ein nicht-prognoseverbesserndes Medikament abzusetzen.


Literatur

1.
Nationale VersorgungsLeitlinie KHK. 2. Auflage. 2013. Verfügbar unter: http://www.versorgungsleitlinien.de/themen/khk Externer Link